Hirschau (Bericht von Werner Schulz) Was das Literaturangebot angeht, ist die Stadt- und Pfarrbücherei seit Jahrzehnten „up to date“. Seit zwei Monaten ist sie das auch verwaltungstechnisch. Das Karteikarten-Zeitalter ist vorbei – die EDV hat Einzug gehalten.
Alteingesessene Hirschauer Leseratten wissen, dass es die Pfarrbücherei schon seit mehr als einem halben Jahrhundert gibt. In den 1950-er und bis Mitte der 1960-er Jahre war sie im Dietrich-Anwesen, Hauptstraße 76, im einstigen Verkaufsladen des „Alten Konditor“ untergebracht. In einer Zeit ohne Reizüberflutung durch elektronische Medien war Lesen noch „in“ und Bücherei-Chefin Uschi Thiede hatte zu den Öffnungszeiten jede Menge Arbeit. Als im März 1966 das Dietrich-Haus abgebrochen wurde und einem Neubau weichen musste, zog die Bücherei in das Unterschoss der Nebengebäude des alten Pfarrhofs um. Nachdem die Stadt am 1. Januar 1974 das „Höfler-Haus“ (heute Kreissparkasse) erworben hatte, wurde die Bücherei in dem Gebäudekomplex, in dem seit den 1960-er Jahren bis 1979 auch der „Dorner Boder“ eingerichtet. Dort blieb sie bis zur Fertigstellung des neuen, jetzigen Pfarrhofs und seiner Nebengebäude, dem heutigen Bücherei-Zuhause. Stadtpfarrer Edwin Völkl hatte in den Jahren 1979/1980 den Abbruch des alten Pfarrhofs, der in fünfeinhalb Metern Entfernung gegenüber dem Kirchturm gestanden hatte, und den Bau des neuen Pfarrhauses durchgesetzt.
Die Leitung der Leihbibliothek oblag damals bis zum Jahr 1999 der Frauenbund-Ehrenvorsitzenden Edeltraud Freimuth. Seither hat Charlotte Fleischmann diese Aufgabe übernommen. Unterstützt wird sie von einem neunköpfigen Damenteam. Für ihre Betriebsabläufe änderte sich fast zwei Jahrzehnte lang so gut wie nichts. Die Leserkartei und die Statistiken wurden handschriftlich geführt und in arbeitsintensiver Kleinarbeit für die Jahresstatistiken und Abschlüsse aufbereitet. Im Frühjahr 2016 wurde die Bücherei von den Mitarbeiterinnen gründlich umgestaltet und der Medienbestand aktualisiert. Für die Kinder wurde mit Unterstützung der Schreinerei Epp eine Leseecke geschaffen, die sich großer Beliebtheit erfreut.
Der Wunsch, die Bücherei verwaltungstechnisch auf den Stand des 21. Jahrhunderts zu bringen, bestand bei Charlotte Fleischmann und ihrem Team schon lange. Ab Ende August 2018 wurde damit ernst gemacht, das alte Karteikarten-System durch die Elektronische Datenverarbeitung zu ersetzen. Gute drei Wochen lief der neue Laptop auf Hochtouren. Rund 83 Stunden waren jeweils zwei Mitarbeiterinnen damit beschäftigt, die ca. 3 600 Bücher über die ISBN-Nummer einzulesen, mit büchereigener Mediennummer zu versehen und zu speichern, bevor sie wieder ins Regal zurück kamen, wo sie jetzt nach Notation und Autor einsortiert stehen. Da die Büchereiräume über keinen Internetanschluss verfügten, musste Charlotte Fleischmann ca. 10 Prozent der Bücher zuhause einlesen. Bevor die Bücherei den Ausleihbetrieb wieder aufnehmen konnte, wurden die Mitarbeiterinnen durch eine Fachkraft des Michaelis-Bundes im Umgang mit dem Büchereiprogramm geschult. Am 9. Oktober war es so weit – die Bücherei konnte zur Freude ihrer großen und kleinen Leser wieder öffnen.
Seither wurden 126 Leser(innen) registriert. Davon sind 47 jünger als 12 Jahre, 53 zwischen 13 und 59 Jahre und 26 ältere Leser. Sie haben (Stand 31. Dezember 2018) 689 der insgesamt 3581 Medien ausgeliehen.
An den Beiträgen hat sich nichts geändert. Erwachsene zahlen 3,50 €, Kinder und Jugendliche (bis 18 Jahre) 2,50 € im Halbjahr. Neu eingeführt wurde die Familienkarte. Sie kostet halbjährlich 5 €. Dadurch, dass jeder Leser erfasst wird, kann noch besser auf die Wünsche der Kunden eingegangen werden. Für den Ausleiher gibt es nun eine Quittung über die ausgeliehenen Medien, den Rückgabetermin und die Öffnungszeiten. Sie sind gleich geblieben: Dienstag und Donnerstag von 16 bis 18 Uhr, Samstag von 10 bis 11 Uhr.
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