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Nachricht vom 20.09.2019 Politik

SPD steht fĂŒr Recht und Freiheit

Hirschau (Bericht von GĂŒnther Amann)  Der Landkreis Schwandorf in den 1980er Jahren. In aller Stille plant die Bayerische Staatsregierung den Bau einer atomaren Wiederaufbereitungsanlage in der von hoher Arbeitslosigkeit gebeutelten Region. Landrat Hans Schuierer lĂ€sst sich mit den in Aussicht gestellten ArbeitsplĂ€tzen ködern. Aber bald kommen ihm Zweifel an der Sicherheit der Anlage und er wandelt sich vom BefĂŒrworter zum erbitterten Gegner einer WAA. Diese Geschichte erzĂ€hlt der Film „Wackersdorf“ in einer Mischung aus Spielhandlung und dokumentarischen Szenen. Zu sehen war er im Rahmen der 100jĂ€hrigen JubilĂ€umsfeier des SPD-Ortsvereins-Hirschau im voll besetzten kleinen Saal des Josefshauses.



SPD-Vorsitzender GĂŒnther Amann freute sich ein interessiertes Publikum und als Zeitzeugen Altlandrat Hans Schuierer und MdL a.D. Reinhold Strobl begrĂŒĂŸen zu dĂŒrfen. In einem Grußwort gratulierte Uwe Bergmann den Hirschauer Genossen zum 100. Geburtstag. Die SPD habe in ihrer wechselhaften Geschichte nie den Konflikt mit einer autoritĂ€ren Staatsmacht gescheut und sei stets fĂŒr Freiheit und Recht eingetreten, betonte der SPD-Kreisvorsitzende. DafĂŒr steht auch der Widerstand gegen die WAA in Wackersdorf.

„Die Ähnlichkeit mit lebenden Personen ist zufĂ€llig, lautet der Abspann mancher Filme. In „Wackersdorf“ ist diese Ähnlichkeit gewollt“, eröffnete GĂŒnther Amann die sich an die VorfĂŒhrung anschließende Talk- und Fragerunde und wollte wissen, wie nahe der Film der Wirklichkeit kĂ€me.

Die Idee basiere auf zahlreichen GesprĂ€chen mit Regisseur Oliver Haffner, berichtete Hans Schuierer. Die gespielte Handlung gebe die Stimmungen jener Zeit recht treffend wieder. „Wir hatten die höchste Arbeitslosigkeit in der damaligen Bundesrepublik. Da erschien die WAA mit 3600 ArbeitsplĂ€tzen wie ein Geschenk“. Angeblich sollte die WAA ein sauberer Betrieb ohne Schadstoffe sein. Er selbst sei stutzig geworden, als er in den BauplĂ€nen der Betreiber einen 200 Meter hohen Kamin zur Verteilung von radioaktiven Schadstoffen entdeckte. „Da habe ich gemerkt, die lĂŒgen uns an“, erklĂ€rte der Landrat seinen Gesinnungswandel. Er habe sich dem Widerstand angeschlossen und sich geweigert, BauplĂ€ne und Genehmigungen zu unterschreiben. In einem eigenen „Lex-Schuierer“ habe ihm der bayerische Landtag die Befugnisse entzogen. Das Recht sei mit FĂŒĂŸen getreten worden und „wo Recht zu Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht“, zitierte Hans Schuierer eine Parole aus der Anti-WAA-Bewegung.

SPD-Vorsitzender GĂŒnther Amann gab einen kurzen Überblick ĂŒber die weitere Chronologie der WAA. Im Dezember 1985 habe mit Rodungen der Bau im Taxöldner Forst begonnen. Er selber erinnere sich an die RĂ€umung des HĂŒttendorfs am 7. Januar 1986. An Ostern des selben Jahres hĂ€tten bereits 100 000 meist friedliche Demonstranten gegen die WAA protestiert. An Pfingsten hĂ€tten die Proteste, unterstĂŒtzt von der Atomkatastrophe in Tschernobyl, einen ersten Höhepunkt erreicht. Die Polizei sei oft brutal gegen friedliche Demonstranten vorgegangen, erinnerte sich Reinhold Strobl. Hubschrauber und Wasserwerfer hĂ€tten Reizgas versprĂŒht. Journalisten und Reporter hĂ€tten sich daraufhin dem Widerstand angeschlossen. Geistliche aus der Region, wie der Kohlberger Pfarrer Andreas Schlagenhaufer hĂ€tte mit Gebeten und Gottesdiensten am eigens errichteten Marterl die Proteste unterstĂŒtzt. BodenstĂ€ndige OberpfĂ€lzer und bis dahin eingefleischte CSU-WĂ€hler hĂ€tten von weither angereiste Demonstranten bewirtet und versorgt.



Nach mehr als dreijĂ€hrigem Kampf sei das WAA-Projekt zusammengebrochen, berichtete Hans Schuierer. Am 31. Mai 1989 seien die Bauarbeiten eingestellt worden. Atomindustrie und Politik hĂ€tten den BĂŒrgern den Triumph nicht gönnen wollen und wirtschaftliche GrĂŒnde vorgeschoben. Am Bauzaun sei das Ende der WAA aber mit einem großen Fest gefeiert worden.



Mit Blick auf aktuelle Bewegungen zollte Hans Schuierer den „Fridays for Future“-Protesten seine Anerkennung „Auch das ist ein StĂŒck gelebte Demokratie“. DafĂŒr sei er, Hans Schuierer das beste Vorbild, unterstrich SPD-Vorsitzender GĂŒnther Amann die Lebensleistung des heute 88jĂ€hrigen Landrats unter dem lange anhaltenden Beifall der Zuhörer.

Ein Zeitzeugnis der besonderen Art konnten die Besucher eines Filmabends des SPD-Ortsvereins-Hirschau erleben. Unter der Moderation von Vorsitzendem GĂŒnther Amann (am Tisch links) schilderten Alt-Landrat Hans Schuierer aus Schwandorf (Mitte) und MdL a.D. Reinhold Strobl (am Tisch rechts) im kleinen Saal des Josefshauses persönliche Erlebnisse aus der Zeit des Widerstandes gegen die WAA und beantworteten Fragen aus dem Publikum (rechts Diskussionsredner  Rudolf Wild). - Foto von Rudi WildFoto: Rudi Wild
Ein Zeitzeugnis der besonderen Art konnten die Besucher eines Filmabends des SPD-Ortsvereins-Hirschau erleben. Unter der Moderation von Vorsitzendem GĂŒnther Amann (am Tisch links) schilderten Alt-Landrat Hans Schuierer aus Schwandorf (Mitte) und MdL a.D. Reinhold Strobl (am Tisch rechts) im kleinen Saal des Josefshauses persönliche Erlebnisse aus der Zeit des Widerstandes gegen die WAA und beantworteten Fragen aus dem Publikum (rechts Diskussionsredner Rudolf Wild).

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