Hirschau (Bericht von Gerhard Fleischmann) Eine bewegte Geschichte hat der TuS Hirschau, der heuer 150 Jahre alt wird hinter sich. Große Erfolge wurden gefeiert, Mannschaften stiegen bis in die Bundesliga auf Einzelsportler feierten Siege deutschlandweit oder international. Hauptzweck des Vereins war aber immer der Breitensport als Angebot für alle Hirschauer vom Kleinkind bis zur Seniorin oder dem Senior. Als einzige Abteilung der insgesamt 14, die im Lauf der Jahre kamen und gingen, waren die Turner immer dabei, sie sind die Gründungsabteilung. Schwimmen, Kegeln und Volleyball sind die weiteren Sportarten, die der TuS Hirschau aktuell anbietet.
Offiziell beschlossen einen Turnverein zu gründen wurde am 17.September 1894 im Gasthaus Dorfner. Hirschau zählte damals etwa 1700 Einwohner. Dem ersten Turnerrat stand provisorisch Wilhelm Franz Männer vor. Der Beschluss das Gründungsjahr auf das Jahr 1870 neu zu datieren wurde erst 1955 gefasst. In alten Chroniken der Stadt war entdeckt worden, dass die wohl erste Veranstaltung an der sich Turner aus Hirschau beteiligten das Anturnen war, das am 17. Mai 1870 in Amberg stattfand. Ausrichter war der dortige TV 1860, der bereits 1869 eine größere Turnfahrt nach Hirschau unternommen hatte und später zum Hirschauer Patenverein wurde. Die Stadtchronik von 1895 notiert zudem, dass 1867 Turngeräte an die Feuerwehr übergeben wurden die aber im Lauf der Jahre zu Grunde gegangen seien. Es musste also auch schon vor 1870 Turnbegeisterte in Hirschau gegeben haben. Im Jahr 1896, dem Jahr der ersten Fahnenweihe, übernahm der Verein gebrauchte Geräte aus Amberg. Zur Jahrhundertwende stand das Turnen in voller Blüte, wenn auch den Verein finanzielle Sorgen plagten. Im Winter durfte der Schlossaal genutzt werden, im Sommer turnte man auf einem städtischen Grundstück beim Maler Schmid Haus.
Der erste Weltkrieg beendete den Aufschwung jäh. Ab 1926 kam mit Unterstützung des Fabrikbesitzers Georg Schiffer erneut Aufschwung in den Verein, wenn auch wegen der Wirtschaftskrise nur ein begrenztes Angebot möglich war. Als 2.Abteilung kamen 1933 die Fußballer dazu, die bis zur Fusion mit der Weißen Erde und der Gründung des TuS/WE 1995 ein Kernstück im Verein darstellten. 1933 erfolgte die Eingliederung des Vereins in den Deutschen Reichsbund für Leibesübungen. Auf Veranlassung der NSDAP musste Vorstand Johann Mayer am 23.Juni 1933 zurück treten. Am 25 März 1939 find sich die letzte Eintragung im Protokollbuch. Der 2.Weltkrieg bringt den Vereinsbetrieb zum Erliegen.
Im September 1945 erlaubte die amerikanische Militärregierung den Spielbetrieb der Fußballer. 1.Juni 1946 erfolgte im Löwenbräusaal, an dessen Platz heute das Josefshaus steht, die Wiedergründung des TuS, Versitzender wurde Edi Schwinger, der 25 Jahre an der Spitze stand. Die Vereinsspitze war geprägt von langjährig agierenden Vorständen. Auf Paul Winter der 1971 ein Jahr führte, folgte 1972 bis 1989 Erwin Streber. Nach zwei Jahren Übergang übergab Walter Dolles 1991 an Gerhard Fleischmann. Seit 2016 fungieren Walter Fleischmann, Manfred Groher, Dieter Held und Klaus Wild als Leitungsteam.
Auch in Sachen Sportstätten entwickelte sich der TuS stets weiter. Die Fußballer fanden auf Kirchengrund neben dem Josefhaus ihre Heimat, daneben stand eine Baracke , die Turner und Boxer, die 1950 zum TuS kamen nutzten. 1946 hatte sich zudem eine Feldhandballabteilung gegründet. Tischtennis kam 1950 für einige Jahre dazu. Es folgten mit Kegeln 1954, Schach 1955, Ski 1956, Schwimmen 1959, Leichtathletik 1960 weitere neue Sparten.
1960 markierte mit Einweihung des Gebrüder-Dorfner Stadions einen Meilenstein im Vereinsleben. Fußball, Kegeln, Leichtathletik fanden mit Unterstützung des Fabrikanten Hermann Dorfner und viel Eigeninitiative erstklassige Sportstätten vor. Im Jahr davor hatten die Schwimmer im Bad am Monte Kaolino ihr zu Hause gefunden. Mit der Möglichkeit die Gymnastikhalle und ab 1963 die Schulturnhalle mit nutzen zu können endete die Daseinsberechtigung der Baracke. Die Turnhalle war die erste im Landkreis. Den Sportplatz beim Josefshaus übernahm die SpVgg Weiße Erde.
Mit Tennis und Volleyball 1974, Reiten 1980 und Inline 2003 schlossen sich weitere Sportarten dem Verein an. Die meisten schieden inzwischen wieder aus, wurden eigenständig oder lösten sich auf. Der TuS Hirschau war immer offen für Neues und stellte sich auch Wünschen der Abteilungen eigenständig zu werden nicht in den Weg.
In den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde der TuS mit 9 Abteilungen und über 1500 Mitgliedern zum Großverein. Mit Bau des Sportparks Richtung Monte Kaolino fusionierten die beiden Hirschauer Fußballvereine zu TuS/WE, weitere Abteilungen traten aus. 2020 zählt der TuS Hirschau 720 Mitgliedern in den Sparten Turnen, Volleyball, Kegeln und Schwimmen.
Der Sportpark, die derzeitige Heimat des TuS Hirschau entstand in den Jahren 1997 -1999 mit großzügiger Unterstützung der Stadt Hirschau, der Firma AKW, zahlreicher Sponsoren und 37000 Stunden Eigenleistung der drei Beteiligten Vereine. Der Sportpark ist ein Gemeinschaftsprojekt mit der Schützengesellschaft Diana und dem 1995 gegründeten Fußballverein TuS/WE . Sechs moderne Kegelbahnen , eine Gymnastikhalle, Fußballfelder und auch die Schießanlage und eine Sauna entstanden. Die vereinseigene Gymnastikhalle entspannte die Nachfrage nach Hallenzeiten in der Schule spürbar, das offene Kursprogramm läuft seit Jahren hervorragend.
Auch die sportlichen Leistungen können sich sehen lassen. Die Nachwuchsarbeit trug reiche Früchte. Die Kegler von FAF und Rot-Weiß stiegen auf bis in die 1.Bundesliga, die Volleyballer prägten lange Jahre die Regionalliga. Die Turner beeindruckten sowohl im Leistungsturnen als auch mit hervorragenden Demonstrationen ihres Könnens bei Sportgalas. Die Schwimmer glänzten mit Erfolgen im Kinder-und Jugendbereich aber auch bei den Masters-Wettbewerben. Die Orientierung zum Breitensport zeigt sich auch in den über 100 Sportabzeichen die jedes Jahr unter der Regie des Sportabzeichenteams abgelegt werden. Auch das offene Kursangebot der Turnabteilung oder die Schwimmkurse für Kinder unterstreichen diese Orientierung. Aber auch die Erfolge und Angebote der Abteilungen wie Fußball, Ski, Tennis, Schach, Reiten, Inline oder Leichtathletik prägten das sportliche Leben Hirschaus und den TuS mit.
Im Kern ist der TuS Hirschau ein Breitensportverein. Schwimmkurse oder Turnangebote vom Mutter-Kind Turnen über alle Altersgruppen bis zu den Senioren, geselliges Kegeln oder die Jugendarbeit im Volleyball bilden die Basis. Ziel ist nach dem Leitwort Turnvater Jahns beweglich zu werden, Spaß zu haben und gesellig zu sein.
Und dann kam Corona! Damit ist die Feier des 150 jährigen Vereinsbestehens vorbei bevor sie angefangen hat. Der BLSV-Präsident hatte zugesagt, zwei Mal wurde verschoben und umgeplant, bis man erkennen musste, Corona ist stärker. Aber den TuS Hirschau, der schon zwei Weltkriege überstanden hat sollte auch ein Virus nicht umwerfen.
Infos zum TuS Hirschau im Internet: www.tus-hirschau.de
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