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Nachricht vom 05.07.2020 Politik

Eine herausragende Hirschauer Persönlichkeit – Willi Bösl

Hirschau (Bericht von Werner Schulz)  Eine Persönlichkeit, die Hirschaus Entwicklung entscheidend geprägt und den Landkreis in hohem Maße mitgestaltet hat, würde am 6. Juli 100 Jahre alt werden: Altbürgermeister Willi Bösl.

Knapp 26 Jahre (1958-1984) diente Willi Bösl als 1. Bürgermeister seiner Vaterstadt, 21 Jahre trug er als erster Stellvertreter des Landrats im Alt-Landkreis Amberg (1963-

1972) bzw. im Landkreis Amberg-Sulzbach (1972-1984) Verantwortung, zudem viele Jahre als stellv. Vorsitzender des Regionalen Planungsverbandes. Darüber hinaus gehörte er dem Stadtrat von 1956 bis 1958 und von 1984 bis 1990 an, dem Kreistag von 1960 bis 1984.

Bei der Verabschiedung aus dem Bürgermeisteramt zollte ihm Regierungspräsident Karl Krampol höchste Anerkennung: „Willi Bösl hat Hirschau liebens- und lebenswerter und zu einem kleinen Musterstädtchen gemacht”. Der Stadtrat brachte seine Wertschätzung mehrfach zum Ausdruck: Die Goldene Bürgermedaille wurde ihm 1978, die Ehrenbürgerwürde (1984) und der Ehrentitel Altbürgermeister (1985) verliehen. 1985 wurde im Baugebiet Heidenau die Haupterschließungsstraße nach ihm benannt. Der Kreistag zeichnete ihn mit dem Großen Ehrenring aus. Bund bzw. Land würdigten seine Verdienste mit der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am Bande (1978) bzw. der Kommunalen Verdienstmedaille (1968).

Am 6. Juli 1920 in Hirschau als erstes Kind des Schuhmachermeisters Georg Bösl und seiner Frau Margarete geboren, wuchs er mit fünf Geschwistern auf. Nach der Schule erlernte er beim Vater das Schuhmacherhandwerk und erwarb den Gesellenbrief. Der 2. Weltkrieg warf seine Lebensplanung über den Haufen. 1939 zum Kriegsdienst eingezogen, befand er sich mit der 6. Armee auf dem Marsch nach Stalingrad, als er am 26. Juni 1942 so schwer verwundet wurde, dass ihm der linke Arm abgenommen werden musste. Nach seiner Genesung besuchte er zunächst die Lehrerbildungsanstalt in Bayreuth, entschied sich rasch für eine andere Laufbahn, absovierte die Verwaltungsschule in Tutzing, kam ans Landratsamt, wo er das Sozialhilfeamt leitete.

Sein kommunalpolitischer Weg begann 1956 mit der Wahl in den Stadtrat. Am 26. Oktober 1958 wählten die Hirschauer mit ihm erstmals einen CSU-Bürgermeister. 1960, 1966, 1972 und 1978 wurde er jeweils eindrucksvoll bestätigt. Bei den Kreistagswahlen erzielte er jedes Mal Spitzenwerte. Als Neuling 1960 gleich Vorsitzender der CSU-Fraktion, wählte ihn der Kreistag 1963 zum ersten Stellvertreter von Landrat Dr. Hans Raß. Bis 1978 stand das Ge-spann Dr. Raß-Bösl an der Spitze des Landkreises. Mit dem besten Wahlergebnis aller Kreisräte ausgestattet, bestätigte ihn der Kreistag 1978 als Landratsstellvertreter.

Alle Maßnahmen aufzulisten, die in unter seiner Regie getätigt wurden, wäre seitenfüllend. Nur einige Schwerpunkte seien skizziert: Eine funktionierende Verwaltung musste aufgebaut werden. Beim Amtsantritt gab es im Rathaus keinen ausgebildeten Beamten. Großprojekte waren u.a. der Ausbau der Wasserversorgung samt Hochbehälter, Aufbereitungsanlage und zweier Tiefbrunnen. Beim Bau der Kläranlage und der Turnhalle (der ersten im Landkreis) war man landkreisweit Vorreiter. In der Aufzählung dürfen der Neubau von Feuerwehrhaus, BRK-Rettungsleitstelle oder Friedhofshalle ebenso wenig fehlen wie die Generalsanierung des Rathauses, der Ausbau der Freizeitanlage Monte Kaolino und der Josefshausbau. Die Erschließung von Baugebieten wurde vorangetrieben, mit der Vergabe von Erbpachtplätzen Neuland betreten. Wie zukunftsorientiert der Bau der B 14-Ortsumgehung war, zeigte sich in Zeiten des LKW-Transitverkehrs. Die Schule wurde mehrfach erweitert, der Bestand der Ehenfelder Schule gesichert. Dank des Neubaus des Antonius-Kindergartens gab es stets ausreichend Kindergartenplätze. Beim Kampf um den Erhalt des Krankenhauses, das mehrfach modernisiert wurde, scheute Bösl nicht vor einem Prozess gegen den Freistaat zurück. Durch Grundstückskäufe schuf er die Voraussetzungen für den Anbau eines kleinen Pflegeheimes in Anbindung an das Krankenhaus als Grundlage für dessen Umwandlung in ein Senioren- und Pflegeheim. Für dieses Projekt engagierte er sich auch nach dem Abschied aus der aktiven Politik. Als Vorsitzender des Förderkreises Altenhilfe wirkte er maßgeblich daran mit, dass der Verein für Bau und Ausstattung des Heims über 400 000 € spenden konnte.

Alle Investitionen waren nur auf der Grundlage einer starken Finanzkraft der Stadt möglich. Darum lagen ihm der Erhalt und die Schaffung von Arbeitsplätzen besonders am Herzen. Mit der Firma Grundig holte er nach dem Aus der Keramik erstmals Frauenarbeitsplätze in großer Zahl nach Hirschau. Nach dem Weggang von Grundig wurde Conrad-Electronic dort angesiedelt. Auf Bösls Initiative ließ sich die Bekleidungsfirma Schildt mit 100 Frauenarbeitsplätzen nieder. Als diese schloss, fand man für viele Jahre in Hosen-Hiltl einen adäquaten Nachfolgebetrieb.

Bösls Verbundenheit mit den örtlichen Vereinen wird durch viele Ehrenmitgliedschaften dokumentiert. Ein Hobby, das er von Jugend an intensiv pflegte, war die Imkerei. Er betreute zeitweise bis zu 80 Bienenvölker. Die Imker in Hirschau und im Landkreis haben ihn zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Schließlich stand er ihnen 35 bzw. 20 Jahre als Orts- bzw. Kreisvorsitzender vor. In diesem Amt setzte er sich erfolgreich für den Bau des Aschacher Bienenhofes ein. Dass ihn der CSU-Ortsverband zum Ehrenvorsitzenden ernannte, versteht sich fast von selbst.

Die Aussage Karl Krampols, dass „sich Willi Bösl stets in selbstloser Weise für das Gemeinwohl eingesetzt hat”, trifft den Nagel auf den Kopf. Dabei wurde er von seiner Gattin Betty, mit der er seit 1955 verheiratet war, in herausragender Weise unterstützt. Willi Bösl verstarb wenige Wochen nach seinem 94. Geburtstag am 9. August 2014, seine Gattin Betty – ebenfalls Ehrenbürgerin der Stadt Hirschau – am 30. Dezember 2019 kurz vor ihrem 94. Geburtstag.

Willi Bösl wurde am 6. Juli 1920 in Hirschau als erstes Kind des Schuhmachermeisters Georg Bösl und seine Frau Margarete geboren. Knapp 26 Jahre (1958-1984) diente er seiner Vaterstadt als 1. Bürgermeister, 21 Jahre trug er als erster Stellvertreter des Landrats im Alt-Landkreis Amberg (1963-1972) bzw. im Landkreis Amberg-Sulzbach (1972-1984) Verantwortung, zudem viele Jahre als stellv. Vorsitzender des Regionalen Planungsverbandes. Dem Stadtrat gehörte er von 1956 bis 1958 und von 1984 bis 1990 an, dem Kreistag von 1960 bis 1984. - Foto von Werner SchulzFoto: Werner Schulz
Willi Bösl wurde am 6. Juli 1920 in Hirschau als erstes Kind des Schuhmachermeisters Georg Bösl und seine Frau Margarete geboren. Knapp 26 Jahre (1958-1984) diente er seiner Vaterstadt als 1. Bürgermeister, 21 Jahre trug er als erster Stellvertreter des Landrats im Alt-Landkreis Amberg (1963-1972) bzw. im Landkreis Amberg-Sulzbach (1972-1984) Verantwortung, zudem viele Jahre als stellv. Vorsitzender des Regionalen Planungsverbandes. Dem Stadtrat gehörte er von 1956 bis 1958 und von 1984 bis 1990 an, dem Kreistag von 1960 bis 1984.

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Foto: Werner Schulz
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