Hirschau (Bericht von Werner Schulz) Am 11. Januar 1971 schlug in der Schloss-Gaststätte die Geburtsstunde des Wandervereins. Das Coronavirus Covid 19 ist schuld daran, dass die Hirschauer Wanderfreunde ihr 50-jähriges Bestehen (noch) nicht gebührend feiern können.
In der zweiten Hälfte der 1960-er Jahre entstand in Deutschland eine wahre Volksbewegung. So genannte Volkswanderungen wurden immer öfter in immer mehr Orten abgehalten. Daran nahmen auch einige Hirschauer teil. Sie fassten schließlich den Entschluss, in Hirschau einen Wanderverein zu gründen.
Am 11. Januar 1971 machten 27 Gründungsmitgliedern mit dem Vorhaben Ernst. Sie nahmen sich vor, „den Volkssport Wandern zu fördern und zu pflegen“. Als Geburtshelfer fungierte Alfons Lehmeier, der Vorsitzende der Wandersparte des SV Freudenberg. Unter seiner Regie wurden Hans Gres zum ersten Vorsitzenden und Hans Niebler zu seinem Stellvertreter gewählt.
Von welchem Elan die Gründer beseelt waren, ist unschwer an der Tatsache zu erkennen, dass man sich schon im Gründungsjahr das Abhalten der ersten Großveranstaltung zutraute. Man lud am 10./11. Juli zum „1. Internationalen Volksmarsch“ ein. Den Wanderlustigen bot man Strecken über 12 und 24 Kilometer an. Das Interesse übertraf selbst die kühnsten Erwartungen. Über 2 000 Wanderlustige machten sich vom Startplatz am Fuße des Kalvarienberges auf die Strecken durch Wald und Flur. In den Folgejahren erfreuten sich die Hirschauer Volkswandertage immer größerer Beliebtheit. Die Teilnehmerzahl wuchs auf bis zu 4 000 an. In den letzten Jahren hat sich die Teilnehmerzahl bei ca. 800 eingependelt.
Seit der Gründung wurden 49 Internationale Sommerwanderungen durchgeführt, außerdem am 21. Januar 1973 ein Internationaler Winterwandertag über 10 Kilometer. Gewechselt wurde immer wieder das Start- und Zielgelände. Als solches dienten der Schlossgarten, das Mühlweiherareal, der Monte Kaolino, der WE-Fußballplatz, der WE-Trainingsplatz am Lindenranken, das Sportgelände der DJK Ehenfeld/Massenricht, das ehemalige Gebr. Dorfner-Stadion und der TuS-Sportpark. Seit 2007 erfüllt diese Funktion das Bauhofgelände der Stadt samt seiner Fahrzeughalle an der Wolfgang-Droßbach-Straße.
Der Pflege des Volkssports Wandern wurde man all die Jahre durch die Teilnahme an auswärtigen Wandertagen gerecht. Zudem betreut der Verein die von ihm aufgestellten Wandertafeln mit den von Hirschau ausgehenden Wanderwegen. Seit Jahren kümmert sich der Streckenwart des Wandervereins Manfred Kindzorra in seiner Funktion als Wanderbeauftragter der Stadt um die Beschilderung der Routen und arbeitet neue Tourenvorschläge aus.
Zum Abhalten der Volkswandergage wird eine Unmenge an Utensilien benötigt. Man braucht Material zum Markieren der Strecken, Stromaggregate, Öfen, Kühlschränke, ein Zelt usw.. Diese Dinge wurden sukzessive angeschafft. Dem Verein war es ein Anliegen, alles in einem Gerätehaus unterzubringen. Zu diesem Zweck pachtete man ein Grundstück bei der Hummelmühle an. Das Landratsamt genehmigte den Bauantrag am 30. Mai 1980. Guten Mutes begann man im September mit dem Bau. Dies änderte sich schlagartig, als man Ende Oktober durch das Landratsamt aufgefordert wurde, den Bau wegen der Gefährdung der Ehenfelder Wasserversorgung einzustellen. Da man mit den Ehenfeldern in guter Nachbarschaft leben wollte, entsprach man der Aufforderung ohne Gang vor das Verwaltungsgericht. Das Problem der Geräteunterbringung blieb, bis die Stadt 1992 ein Grundstück an der Sudetenstraße anbot und ein Erbpachtvertrag geschlossen wurde. Der Spatenstich erfolgte am 15. Mai 1992. Unter Führung von Felix Fischer und Hans Niebler leistete eine große Helferschar 4 630 Arbeitsstunden, bis das Gebäude samt Aufenthaltsraum am 5. November 1994 eingeweiht wurde. 2019 erhielt das Heim einen neuen Anstrich.
An der Vereinsspitze war während der 50 Jahre Kontinuität angesagt. Der Gründungsvorsitzende Hans Gres übergab sein Amt 1977 an seinen Stellvertreter Hans Niebler. Nach ihm führte von 1986 bis Anfang 2019 Felix Fischer den Verein. Dieser würdigte dessen herausragende Verdienste im Juni 2019 mit der Ernennung zum Ehrenvorsitzenden. Seit Januar 2019 steht Christian Renner an der Vereinsspitze.
Vorbildlicher Kameradschaftsgeist zeichnet die Hirschauer Wanderfreunde bis heute aus. Die Nagelprobe darauf wird alle Jahre beim Hirschauer Volkswandertag gemacht. Dann sind ca. 50 Vereinsmitglieder im Einsatz. Die Zahl der Wanderer ist seit geraumer Zeit rückläufig, die Blütezeit der Volkswandertage vorbei. Immer öfter müssen die Hirschauer feststellen, dass so mancher Wandertag, den man regelmäßig besucht hat, nicht mehr stattfindet, weil sich der veranstaltende Verein aufgelöst hat. Gab es in der Oberpfalz 1970 noch 130 Wandervereine, sind es aktuell nicht einmal mehr 50.
Umso stolzer kann man auf das eigene, pulsierende Vereinsleben sein. Zum harmonischen Klima tragen gesellige Veranstaltungen wie Schlachtschüsselessen, Ausbuttern, Faschings- bzw. Adventfeier, der Karfreitags-Frühschoppen sowie die Monatsversammlungen bei.
Ob, wann und wie das 50-jährige Jubiläum dieses Jahr oder erst 2022 gefeiert werden kann, steht nach Aussage von Vorstand Christian Renner noch in den Sternen. Geplant wäre, dass die Route des Jubiläums-Wandertags wie schon 2006, 2011 und 2017 über das Plateau des Monte Kaolino führt. Offen bleibt auch der Termin für das Jubiläums-Gartenfest, das auf dem Areal beim Gerätehaus in der Sudetenstraße gefeiert werden soll.
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