Hirschau (Bericht von Werner Schulz) „Totgesagte leben länger!” Zumindest auf Emil Engelhardt, den Ehrenvorstand des Heimat- und Trachtenvereins, trifft dieses Sprichwort voll und ganz zu. Im Kriegsjahr 1944 hatte man seiner Mutter bereits die Nachricht von seinem Feldtod überbracht und einen Gedenkgottesdienst angesetzt. Dieser Tage feierte er seinen 95. Geburtstag.
In Schnaittenbach am 10. Juni 1926 als ältestes von vier Kindern geboren, musste Emil Engelhardt schon als Zehnjähriger als Hütbub in Neudorf arbeiten. Als sein Vater 1938 starb, kam er zur Unterstützung seiner Mutter nach Hause zurück. Nach Abschluss seiner Bäckerlehre, die er 1939 begann, wurde er 1943 zum Militär eingezogen. Ein Jahr später wurde seiner Mutter von einem Soldaten die Nachricht überbracht, dass ihr Sohn Emil gefallen sei. Exakt am Tage des bereits angesetzten Gedenkgottesdienstes jedoch erhielt die Mutter zwei Briefe ihres Sohnes. In ihnen berichtete er „lediglich” von einer schweren Verwundung der rechten Hand und den dadurch notwendig gewordenen Lazarettaufenthalt. 1945 geriet Emil Engelhardt in amerikanische Gefangenschaft, aus der er 1946 entlassen wurde.
Im Jahr 1947 gründete er zusammen mit 17 Brauchtumsfreunden - darunter seine 2017 verstorbene Frau Hermine Siegert, die er 1950 heiratete - den Hirschauer Heimat- und Trachtenverein. Von diesem Tag an machte er den Leitspruch „Treu der Heimat – treu der Sitt‘ – treu der Tracht! Den Alten zur Ehr‘, den Jungen zur Lehr‘“ ein gutes Stück zu seinem Lebensinhalt. Die 74-jährige Geschichte des Trachtenvereins ist ohne Emil Engelhardt so gut wie nicht vorstellbar. Es gibt kaum eine Aufgabe, die der Jubilar in den zurückliegenden Jahrzehnten bei den Trachtlern nicht übernommen hat. Er diente dem Verein als Vorplattler, Jugendleiter, Gerätewart, Kassier und 1. Vorsitzender. Als Dank für seine außergewöhnlichen Verdienste wurde er mit dem Vereinsabzeichen in Silber und Gold ausgezeichnet und als Krönung zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Auch der Gauverband Oberpfalz der Heimat- und Volkstrachtenvereine würdigte sein vorbildliches Engagement. Er verlieh ihm das silberne und goldene Ehrenabzeichen und ernannte ihn zum Gau-Ehrenmitglied. Die Stadt Hirschau würdigte Emil Engelhardts langjährige ehrenamtliche Vereinstätigkeit 1989 mit der Verleihung des Ehrentellers für langjährige Vereinstätigkeit.
Die gelockerten Corona-Vorschriften und das Organisationstalent seiner Familie machten es möglich, dass dem Jubilar ein großer Bahnhof bereitet wurde. Die Gratulantenschar - darunter Verwandte, Freunde, Nachbarn usw. - stellte sich zeitlich versetzt beim Jubilar ein. Der Gauvorsitzende Erich Tahedl ließ es sich nicht nehmen, persönlich zu gratulieren. Er reiste mit einem Geschenkkorb aus Regensburg an. Die Glückwünsche der Hirschauer Trachtler überbrachten Vorstand Michael Meier, sein Stellvertreter Gaston Lottner und Jugendschatzmeisterin Sieglinde Meier. Emil Engelhardt bedankte sich mit herzlichen Worte für die vielen Glückwünsche. Als große Freude bezeichnete er es, dass seine Töchter und Schwiegersöhne, zwei Enkeltöchter von fünf Enkeln und vier der insgesamt elf Urenkel im Trachtenverein aktiv sind und sein Schwiegerenkel Michael in seine Fußstapfen als Vorstand getreten ist. Er versicherte, weiterhin – soweit es ihm möglich ist – bei Vereinsabenden dabei zu sein. Allerdings äußerte er auch Bedenken, wie es mit dem Verein nach der langen Corona-Pause weitergehen wird.
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