Hirschau (Bericht von Werner Schulz) Wer kennt es nicht, das Königlich Bayerische Amtsgericht? Am Freitag, 16. Juli, tagt es erstmals auf der Freilichtbühne im Schlosshof. Amtsgerichtsrat August Stierhammer sitzt über drei delikate Fälle zu Gericht, die sich zugetragen haben in der „guten, alten Zeit“.
Eigentlich wollte Regisseur Dieter Held mit seinem Ensemble heuer „In 80 Tagen um die Welt“ reisen. Die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Vorschriften verlangten ein Umdenken. Vor allem die begrenzte Zahl der Bühnenakteure machte die Aufführung von Jules Vernes Abenteuerroman unmöglich. Eine zweite Festspielsaison ohne Aufführung sollte es aber nicht geben! Bei der Suche nach Alternativen mit überschaubarem Personalaufwand entschied man sich schließlich für drei Episoden aus der Kultserie, die das ZDF von 1969 bis 1972 ausstrahlte. Ausgewählt wurden die Einakter „Der Pfarrgockel“ und „Der Parasit“ aus der ersten und das Stück „Die Trompete“ aus der zweiten Staffel der Serie.
Seit dem 4. Juni hat Dieter Held seine Darstellertruppe bei den Proben „gepiesackt“, wie er es selber formuliert. Er findet nur höchst anerkennende Worte für das Engagement seiner Schauspieler und Schauspielerinnen. Geradezu ins Schwärmen gerät er über die Leistungen von Christian Gnan (Amtsgerichtsrat August Stierhammer), Roland Fritsch (Bettler Max Haberer), Kerstin Ackermann (Stadlbäuerin Maria Asenbeck)) und Corinna Falk (Pfarrersköchin Marianne Attenberger). „Diese vier haben die mit Abstand textintensivsten Rollen! Ihnen wird ein Höchstmaß an Konzentration abverlangt! Und sie meistern das glänzend!“ Held zeigt sich zu einhundert Prozent überzeugt, dass sich die Mühen und Anstrengungen gelohnt haben und die Stücke beim Publikum bestens ankommen. Dafür sprächen sowohl die schauspielerischen Leistungen als auch die Inhalte der Episoden. „Es ist doch wirklich ein Genuss, wie der kluge Herr Amtsgerichtsrat durchaus eigenwillige und listige Methoden anwendet, um die Wahrheit herauszufinden der Gerechtigkeit auf die Sprünge zu helfen.“ Ursprünglich sollten „Der Pfarrgockel“ und „Der Parasit“ zusammenhängend und nach einer Pause „Die Trompete“ als Einzelstück gespielt werden. Diese Planung hat man nun geändert. Jeder der drei Einakter wird einzeln gespielt. Nach dem „Pfarrgockel“ und nach dem „Parasit“ wird jeweils eine ca. 20-minütige Pause eingelegt. Während der Pausen werden dem Publikum alkoholische und alkoholfreie Getränke sowie Brezen und Käsestangen angeboten. Das sonst bei den Festspielen übliche Catering (auch vor und nach den Aufführungen) muss wegen der Corona-Vorschriften entfallen. Anders als bei den bisherigen Festspielen üblich, muss die Generalprobe am Donnerstagabend ohne Zuschauer stattfinden. Bislang waren dazu immer die Bewohner*innen des BRK Seniorenheimes und des Seniorenzentrums Evergreen sowie die Jugendlichen, Männer und Frauen mit Handicap der Lebenshilfe Amberg-Sulzbach und der Jura-Werkstätten bei freiem Eintritt eingeladen.
Das Königlich Bayerische Amtsgericht tagt insgesamt achtmal auf der Festspielbühne im Schlosshof. Die Premiere steigt am Freitag, 16. Juli, um 20 Uhr. Weitere Spieltermine sind Samstag, 17. Juli, Mittwoch, 21. Juli, Freitag, 23. Juli, Samstag, 24. Juli, Mittwoch, 28. Juli, Freitag, 30. Juli und Samstag, 31. Juli, jeweils um 20 Uhr. Einschließlich der Pausen dauern die Aufführungen bis ca. 22.30 Uhr. Eintrittskarten zum einheitlichen Preis von 15 Euro gibt es ausschließlich an der Abendkasse. Diese ist ab 18 Uhr geöffnet. Die Ticketausstellung erfolgt ausschließlich mit fester Sitzplatzzuordnung, die Zuweisung durch Platzordner.
Im Normalfall hat die Tribüne 418 ausgewiesene Sitzplätze. Bei Einhaltung der aktuellen Hygieneschutzgesetze finden ca. 150 Besucher Platz. Diese haben im Zugangsbereich Kasse, in den Toiletten und beim Getränkekauf eine medizinische Maske zu tragen. Am Sitzplatz darf diese abgenommen werden. Mit dem Kartenkauf verbunden ist eine Besucherregistrierung zur Nachverfolgung im Sinne der SARS-CoV-2-Infektionsschutzverordnung.
Bleibt zu hoffen, dass bei den Aufführungen jedes Mal das Wetter mitspielt, wenn aus den Lautsprechern zu Beginn der „Amtsgerichtslandler“ erklingt und Ludwig Schmid im Vorspann erklärt: „Es war eine liebe Zeit, die gute, alte Zeit vor anno 14…“ und das gute Wetter durchhält bis zur abschließenden Amtsgerichtspolka und Ludwig Schmids Resümee: „Das Leben geht weiter, ob Freispruch oder Zuchthaus, auch in der guten, alten Zeit – und auf die Guillotin hat unser alter Herr Rat eh‘ niemanden geschickt.“
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