Hirschau/Düsseldorf (Bericht von Werner Schulz) Seit 1978 ist sie ein Highlight im Jahresprogramm des Musikzugs – die Teilnahme am Rosenmontagszug in Düsseldorf. Ob man 2022 zum 44. Mal bei dem Karnevalsspektakel dabei ist, steht noch in den Sternen.
Lediglich zweimal in all den Jahren reisten die Musiker*innen und Majoretten am Faschingswochenende nicht in die Rheinmetropole. 1991 wurde die Veranstaltung wegen des Golfkriegs abgesagt. Das Sturmtief „Ruzica“ erzwang die Absage des Rosenmontagszugs am 8. Februar 2016. Den Nachholtermin 13. März konnten die Hirschauer nicht wahrnehmen. Eine Sonderstellung in der Reihe der Karnevalsreisen in die NRW-Hauptstadt nimmt das Jahr 1990 ein. Damals war die Truppe aus der Kaolinstadt dort präsent. Dem Motto des Rheinländers getreu „Et hätt noch immer jot jejange“ startete der Zug trotz der Warnungen der Meteorologen vor dem heranziehenden Sturmtief „Vivian“. An den Straßen standen Zigtausende, die das Spektakel sehen wollten. Werner Stein, der bei 42 Umzügen mit dabei war - so auch 1990 - erinnert sich: „Als die Traktoren mit den ersten drei Wagen loszogen, dauerte er nur Minuten bis sie zerlegt wurden. Die Konstruktion aus Draht, Holzlatten, Papier und Leim hatte dem gewaltigen Druck außer einer riesigen Fläche nichts entgegenzusetzen. Zahlreiche Trümmer flogen durch die Luft. Wie durch ein Wunder wurde niemand verletzt.“ Der Zug wurde, allerdings ohne die Kaolinstädter, mit 82 Tagen Verspätung am 19. Mai, einem sonnigen, milden Frühsommer-Samstag nachgeholt.
2022 macht den Veranstaltern und mit ihnen dem Musikzugvorsitzenden Maximilian Stein weder ein Krieg noch ein Sturmtief bezüglich des Düsseldorf-Abenteuers Sorgen – das Corona-Virus ist schuld daran. Zunächst erhielt er die Nachricht, dass der Zug aufgrund der zu erwartenden hohen Corona-Infektionszahlen nicht am Rosenmontag, 28. Februar, stattfindet, sondern auf Sonntag, den 8. Mai, verschoben wird. Um herauszufinden, ob man diesen Termin wahrnehmen kann, startete Stein eine Umfrage bei seinen Musikzüglern und Majoretten. Er hatte sie kaum herausgegeben, da kam die Nachricht, dass dieser Termin korrigiert werden muss. Grund: Der 8. Mai ist der Gedenktag an das Ende des Zweiten Weltkriegs. Die Terminwahl war in Düsseldorf auf scharfe Kritik gestoßen. Man könne nicht in Düsseldorf laut „Helau“ rufen, während in Berlin dem Kriegsende gedacht wird. So kritisierte z.B. Oded Horowitz, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, das Datum als „unsensibel und problematisch“. Für ihn stehe der 8. Mai in einer Reihe mit dem 9. November, dem Gedenken an die Reichspogromnacht, und dem 27. Januar, der dem Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus gilt. Das Comite Düsseldorfer Carneval (CC) entschied daher, den Rosenmontagszug erneut zu verschieben. Neuer und endgültiger Termin: Sonntag, 29. Mai 2022, Konsequenz: Maximilian Stein startete eine neue Umfrage. Kurz später erhielt er weitere Informationen aus Düsseldorf – von Stefan Pitzer, dem Vorsitzenden des „Förderkreises Gerresheimer Veedelzoch“, beim Musikzug bekannt als Stammtisch „D’Saubande“. Seit 1996 führen die Hirschauer alle Jahre am Faschingssonntag zum Vorgeschmack auf den Rosenmontagszug den „Veedelszoch“ in Düsseldorfs größtem Stadtteil Gerresheim an. Rund 60 000 Jecken säumen bei diesem Gaudiwurm die Straßen. Pfitzer teilte Stein mit: „In Abstimmung mit der Stadt planen wir erstmal weiter für unseren Veedelszoch den 27. Februar und hoffen auf eine positive Pandemieentwicklung. Sollte dies nicht der Fall sein, steht seit heute als Ausweichtermin der 22. Mai definitiv fest. Wir würden uns riesig freuen, wenn ihr diesen Fahrplan mittragen könnt, haben aber Verständnis, wenn ihr aus finanziellen oder anderen Gründen nicht mitgehen wollt/könnt. Für uns wäre es wichtig, zeitnah ein Feedback von euch zu bekommen.“ Maximilian Stein wartet nun auf die Rückmeldungen seiner Truppe.
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