Hirschau (Bericht von Werner Schulz) „Was lange währt, wird endlich gut!“ Was den Ausbau der Postgasse anlangt, trifft das Sprichwort den Nagel auf den Kopf. Davon überzeugten sich die Mitglieder der CSU-Stadtratsfraktion und Bürgermeister Hermann Falk vor Ort.
Die Pläne zur Sanierung der einzigen Gasse, deren Belag noch im Original-Zustand samt Katzenkopf-Pflaster erhalten war, reichten in die 1980er Jahre zurück, als der Bürgermeister noch Helmut Rösch hieß und die Stadt in das Städtebauförderprogramm aufgenommen wurde. Damals wurde das Architekturbüro Stepper & Brummer mit den vorbereitenden Untersuchungen beauftragt. Bei einer Bürgerversammlung am 11. Oktober 1988 regten die Anwohner an, dass „die Sanierung der noch nicht asphaltierten Gasse mit historischen Belägen erfolgen sollte.“ Mehr als 30 Jahre und die Neugestaltung der Innenstadt sind ins Land gegangen, bis mit der Sanierung der Postgasse Ernst gemacht wurde. Dass es dafür höchste Zeit war, betonte Stadtrat Dr. Hans-Jürgen Schönberger. Er verwies darauf, dass die Frequentierung der Gasse seit Eröffnung der Solitären Tagespflege St. Barbara und der Bezugsfertigkeit des 2. Bauabschnitts des Betreuten Wohnens erheblich zugenommen hat. Der „historische Belag“ mit seinen Unebenheiten und Stolperfallen sei gerade für ältere Leute nicht ungefährlich gewesen, für Rollstuhl- und Rollatorfahrer eine Zumutung. Die CSU-Fraktion, so ihr Vorsitzender Christian Gnan, habe deshalb bei der Neugestaltung großen Wert auf eine gut begehbare, mit Rollstühlen und Rollatoren leicht nutzbare Oberfläche gelegt. Die vom Landschaftsarchitekten Josef Garnhartner (Deggendorf) und vom Ingenieurbüro UTA (Amberg) gefertigte Planung sei dem voll und ganz gerecht geworden. Die Anliegen der Anwohner seien dabei berücksichtigt worden. 2. Bürgermeisterin Bärbel Birner zeigte sich erfreut, dass auch dem zweiten CSU-Wunsch entsprochen wurde, Teile des alten Pflasters in den Seitenstreifen einzubauen und so den historischen Zustand ein Stück weit zu wahren. Bürgermeister Hermann Falk lobte die zügige Ausführung der Gassensanierung durch die beteiligten Firmen. Sozusagen als Startschuss für die Baumaßnahme habe die Firma Rubenbauer im Mai 2020 das von der Stadt erworbene Wohnhaus am rechten südlichen Ende der Gasse abgebrochen. In der frei gewordenen Fläche solle 2022 noch ein Carport entstehen. Auf der ganzen Gassenlänge seien Leitungen für Wasser, Kanal, Telekommunikation und Fernwärme verlegt worden. Sechs Anwesen hätten sich an das Fernwärmenetz angeschlossen. Als goldrichtig erachtete es der in der Postgasse aufgewachsene stellv. Ortsvorsitzende Martin Merkl, den ursprünglichen Gedanken fallen zu lassen, für den behindertengerechten Zugang zum Tagespflege-Eingang eine Rampe zu bauen. Der platzsparende Treppenlift sei eine ausgezeichnete, weil praktische Alternative. Nach Aussage von Bürgermeister Falk werde die Maßnahme ca. eine Million Euro kosten.
Zur Geschichte der Postgasse:
Die Postgasse wurde 1913 mit einer Fahrbahnbreite von drei Metern mit Granitwürfeln neu gepflastert und mit einem Kanal versehen. Die Fahrbahn war links und rechts von einem „Steig“ aus Feldsteinen (große runde Kieselsteine, Katzenköpfe genannt) von etwa 80 Zentimeter Breite eingefasst. Daneben liefen links und rechts des Steigs mit Granit gepflasterte Wasserrinnen. Von diesen bis zu den Häusern war ein Fußgängerweg mit Feldsteinen gepflastert.
Die Postgasse wurde seit 1500 einfach als „Gassen“, dann von 1584 bis 1599 als „in der Gassen“ und 1618 und 1682 als „mittere oder mittlere Gassen“ bezeichnet, 1747 auch „untere Gassen in der oberen Stadt“ sowie 1728 und 1767 „untere mittere Gassen“. Als 1804 die Posthalterei vom Anwesen Dietz (später Grasser) zum Anwesen Dorner (später Rösch Engelbert) verlegt wurde, entstand der Name „Postgasse“, der auch 1835 im Kataster beibehalten wurde. Später hieß sie auch Rathausgasse und Maderergasse, benannt nach dem Kaufmann Alois Mader am oberen Eckhaus. 1935 bekam sie wieder ihren Traditionsnamen Postgasse.
Bekanntester Anwohner der Postgasse war Wilhelm Schorner, in Hirschau „Urberl Helm“ genannt. Am 3. Februar 1889 geboren, wohnte er ab 1899 nicht weniger als 100 Jahre lang im Anwesen Postgasse 11 und feierte am 3. Februar 1999 als damals ältester Deutscher seinen 110. Geburtstag. Er verstarb am 20. März 1999 im Alter von 110 Jahren und 54 Tagen.
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