Hirschau (Bericht von Werner Schulz) Ein Angriffskrieg, wie ihn seine Generation nur aus den dunklen Kapiteln der Geschichtsbücher kennt, war für Pfarrer R. Fischer der Anlass, die Initiative zu einem ökumenischen Friedensgebet auf dem Hirschauer Marktplatz aufzurufen.
Gut 250 Menschen, darunter die Bürgermeister Hermann Falk, Bärbel Birner und Hermann Gebhard sowie die Schnaittenbacher Bürgermeister Marcus Eichenmüller und Uwe Bergmann, waren der Einladung gefolgt. Einige bekundeten ihre Solidarität mit den Menschen in der Ukraine mit Fähnchen in den ukrainischen Nationalfarben.
Bei seinen katholischen Mitbrüdern Stadtpfarrer Johann Hofmann (Hirschau), Pfarrer Josef Irlbacher (er musste sich durch PGR-Sprecherin Elisabeth Kraus vertreten lassen) und Pfarrvikar Christian Preitschaft (Gebenbach) stieß er dabei auf offene Ohren. So riefen am Samstag pünktlich um 17 Uhr die Glocken der einzelnen Gotteshäuser zum gemeinsamen Gebet „für den Frieden und die Menschen“. Denn: „Für uns Christen ist Beten nicht die letzte Option, sondern eine wichtige Option. Um der Fassungslosigkeit, der Wut und der Angst Raum zu geben, zitierten die Geistlichen und Elisabeth Kraus die Schilderungen von Betroffenen. So schließt der Moskauer Erzbischof Brauer seine tiefe Besorgnis über das, was sich um sein Land abspielt, mit der Bitte „Herr, erbarme dich! Bewahre uns vor politischer Willkür, vor der Macht des Bösen.“ Der in der Ost-Ukraine tätige Journalist schildert, wie ihn um 5 Uhr morgens heftige Explosionen geweckt haben und er Flammen habe aufgehen sehen. „Wir haben traumatisierte Kinder. Als wir beschossen wurden, sind wir mit den Kindern in Keller geflüchtet.“ Und der Ukrainische Außenminister Kuleba twitterte: „Schreckliche Raketenangriffe auf Kiew. Das letzte Mal, das unsere Hauptstadt so etwas erlebt hat, war 1941, als sie von Nazi-Deutschland angegriffen wurde. An wen sonst als an Gott sollte man sich der Empörung, der Angst, Not du quälenden Ohnmacht angesichts des Krieges in der Ukraine wenden, fragten die Sprecher. An ihn wende man sich mit der Bitte für die Menschen in Odessa, Mariupol, in Kiew und vielen anderen Orten in der Ukraine, dass die Waffen wieder schweigen und die Feindschaft überwunden wird. Für diese Hoffnung stand das alttestamentarische Zitat aus dem Buch Micha von den „Schwertern, die zu Pflugscharen und Spießen, die zu Sicheln“ werden. Erinnert wurde an die Gründungsversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen 1948 in Amsterdam. „Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein!“ Auch heute gelte: „Töten soll nach Gottes Wille nicht sein, genauso wenig wie Flucht und Vertreibung und Zerstörung.“ Man bete heute für alle Verantwortlichen in Russland, der Ukraine, Belarus, den USA und der EU, dass sie Wege heraus aus der Eskalation finden.“ Bekräftigt wurden alle Bitten schließlich mit dem gemeinsam gebeteten Vater unser. Für einen anspruchs- und würdevollen musikalischen Rahmen des Friedensgebetes sorgte der von Kurt Lehnerer geleitete evangelische Posaunenchor Rosenberg-Poppenricht, der die Veranstaltung mit dem „Großer Gott, wie loben dich“ abschloss.
Ratlosigkeit, Unsicherheit, Angst und eine gehörige Wut gegen den russischen Präsidenten Putin prägten die Gespräche der Anwesenden. Als man letzten Donnerstag aufgewacht sei und von Putins Angriffsbefehl und dem Kriegsbeginn erfahren habe, habe man sich im falschen Film gefühlt. Krieg in Europa sei eigentlich nicht mehr denkbar gewesen.
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