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Nachricht vom 11.03.2022 Politik

Für bessere Bedingungen in Sozial- und Erziehungsarbeit

Schnaittenbach (Bericht von Werner Schulz)  Im Mittelpunkt der Frauentag-Ver.di-Aktivitäten stand dieses Jahr die Forderung nach besseren Bedingungen im Bereich der Sozial- und Erziehungsarbeit.

Deshalb besuchten die Stadt- und Kreisräte Uwe Bergmann und Reinhold Strobl sowie die zuständige Vertreterin der Gewerkschaft in der Oberpfalz, Kathrin Birner, in der Mittagspause die Kindertagesstätte St. Vitus in Schnaittenbach. Stellvertretend für viele Betreuungseinrichtungen fand das Informationsgespräch coronakonform mit der Leiterin der städtischen Kita, Birgit Kumeth, und den Erzieherinnen im Freien statt. Birner betonte, dass in Bayern bis 2023 etwa 30 000 Fachkräfte in Kinderbetreuungseinrichtungen fehlen. „Ob in der Behindertenhilfe, in der sozialen Arbeit oder in den Kitas bzw. in der Ganztagsbetreuung – diese Arbeit wird überwiegend von Frauen bewältigt“, informierte sie. Teile dieser Arbeit seien während der Corona-Pandemie weggebrochen und das Homeoffice wurde gleichzeitig zu Schule, Kita und Hort. Der Herausforderung, die Ansprüche der Gesellschaft und die individuellen Interessen der Menschen miteinander in Einklang bringen, widmen sich die Erzieher*innen und viele andere Berufsgruppen mit großem Engagement und Professionalität. Trotzdem fehle dieser unverzichtbaren Arbeit die gesellschaftliche Anerkennung. Das spiegle sich oftmals in schlechten Arbeitsbedingungen mit zu niedrigen Einkommen und einer hohen Zahl von Befristungen wider. Fachkräftemangel und immer mehr Teilzeitarbeit sei die Folge, so Birner. Deshalb stellte sie nochmals die drei wichtigsten Forderungen der Gewerkschaft in der momentanen Tarifrunde der Sozial- und Erziehungsdienste heraus: 1. Verbesserungen der Arbeitsbedingungen 2. Maßnahmen gegen Fachkräftemangel und 3. Finanzielle Anerkennung der Arbeit.

Kita-Leiterin Birgit Kumeth brachte den Mandatsträgern ihre tägliche Arbeit näher. Hochmotiviert sei das Kita-Team St. Vitus. Man versuche mit immer wieder überraschenden Ideen, sowohl Kinder zu fördern als auch die Eltern im Rahmen der Erziehungspartnerschaft mit einzubeziehen. Dennoch sei man, stellvertretend für viele andere pädagogische Kollegen die Erzieher*innen und Kinderpfleger*innen, unzufrieden mit den gesetzlich vorgegebenen Arbeitsbedingungen. Sie stünden hinter den von Verdi formulierten Zielen und Forderungen. Kumeth forderte im Sozial- und Erziehungsdienst mehr gesellschaftliche Anerkennung. Sie bemängelte, dass während der Corona-Pandemie oft Schulschließungen im Vordergrund standen und Kitas weniger im Focus waren. „Dabei bilden gerade die Kitas die erziehliche Basis und sind der erste Baustein unabhängig vom Elternhaus im Bildungssystem“, meinte Kumeth. Abschließend bemängelte sie, dass für Planung, Vorbereitung, wichtige Entwicklungsdokumentationen und Elterngespräche oftmals zu wenig Zeit bleibe. Überstunden stünden auf der Tagesordnung. Wenn Erziehungsberufe nicht aufgewertet würden, könne der Bildungs- und Erziehungsauftrag in der Praxis unter den aktuellen Vorgaben und Bestimmungen nicht vollumfänglich umgesetzt werden.

Uwe Bergmann, als Kreisrat auch Mitglied im Zweckverband für Berufsschulen Amberg-Sulzbach, begrüßte die Einrichtung der Fachakademie für Sozialpädagogik am Beruflichen Schulzentrum in Sulzbach-Rosenberg. Dies sei eine gute Ergänzung zur bereits vorhandenen Berufsfachschule für Sozialpflege, Kinderpflege und Ernährung & Versorgung. Deren Absolventen bekämen mit der möglichen Weiterqualifizierung zum Erzieher bzw. zur Erzieherin eine aussichtsreiche berufliche und persönliche Perspektive. „Auch bei uns im Landkreis kann der Bedarf an qualifizierten Erziehern aktuell nicht gedeckt werden. Aufgrund der Planungen der Kommunen für zusätzliche Betreuungsplätze wird die Nachfrage sicherlich nicht nachlassen“, zeigte sich Bergmann überzeugt. Außerdem beinhalte der Abschluss der Fachakademie eine Hochschulzugangsberechtigung.

Reinhold Strobl forderte die Stadt auf, in diesen Schulen und der Fachakademie an mögliche Absolventen heranzutreten, um so die neu geplante Kinderkrippe in Schnaittenbach bereits jetzt zu bewerben. Die SPD-Fraktion habe in der letzten Stadtratssitzung den stadteigenen Standort für die neue dreigruppige Kinderkrippe am Schneckengäßchen bevorzugt. Dies sei leider nicht mehrheitsfähig gewesen. Man wäre als Stadt immer Herr des Verfahrens gewesen, im Gegensatz zum Grundstück der Kirche, welches man nur auf Erbpacht überlassen bekäme. Außerdem wäre man frei in der Wahl der Trägerschaft gewesen und man hätte sofort mit den Planungen beginnen können. Nun müssten erst noch vertragliche Details geklärt werden. Strobl räumte ein: „Ich bin froh, dass ein Großbetrieb mit einem Anbau an St. Vitus wohl vom Tisch ist. Insofern war unser SPD-Antrag erfolgreich und konnte die anderen Fraktionen überzeugen.“ Die beiden Stadträte berichteten, dass jetzt der Druck wegen Kita-Plätzen groß sei. Seit 2016 habe man im Stadtrat auf die absehbare Situation hingewiesen. Leider fand das beim ehemaligen Stadtoberhaupt kein Gehör. Die Krippenthematik hätte man früher angehen müssen. Auch jetzt sei man zeitlich unter Druck. Attraktive Förderprogramme habe die Stadtspitze 2021 leider verstreichen lassen.

Bessere Bedingungen im Bereich der Sozial- und Erziehungsarbeit forderte die Gewerkschaft Verdi anlässlich des Frauentages. Beim Besuch der Kindertagesstätte St. Vitus verliehen dieser Forderung von links nach rechts Nachdruck: Stadt- und Kreisrat Uwe Bergmann, Stadt- und Kreisrat Reinhold Strobl, die Erzieherinnen Tanja Koch, Antonia Dobmeier, Verdi-Vertreterin Kathrin Birner, Erzieherin Franziska Bierler und KiTa-Leiterin Birgit Kumeth. - Foto von Werner SchulzFoto: Werner Schulz
Bessere Bedingungen im Bereich der Sozial- und Erziehungsarbeit forderte die Gewerkschaft Verdi anlässlich des Frauentages. Beim Besuch der Kindertagesstätte St. Vitus verliehen dieser Forderung von links nach rechts Nachdruck: Stadt- und Kreisrat Uwe Bergmann, Stadt- und Kreisrat Reinhold Strobl, die Erzieherinnen Tanja Koch, Antonia Dobmeier, Verdi-Vertreterin Kathrin Birner, Erzieherin Franziska Bierler und KiTa-Leiterin Birgit Kumeth.

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