Steiningloh (Bericht von Werner Schulz) Ein großes Fest kann die Steiningloher Dorfgemeinschaft am Samstag, 30. April, feiern. Pfarrer Dr. Christian Schulz wird bei einem Gottesdienst den neuen Altar und die neue Einrichtung der komplett sanierten Marienkapelle segnen.
Der Termin wurde nicht zufällig gewählt. Auf den Tag vor 100 Jahren wurde die neuromanische Dorfkapelle am 30. April 1922 vom Ursulapoppenrichter Pfarrer Joseph Prasch eingeweiht. Steiningloh gehört seit 1808 bis heute zur Pfarrei Ursulapoppenricht. Am 20. April hatte der Pfarrer nach Regensburg gemeldet, dass für die Kapelle ein neuer Kreuzweg beschafft wurde. Er bat um Vollmacht zur Einweihung durch die Franziskaner am Mariahilfberg oder ihn selber. Am 30. April brachte Prasch die Urkunde „über die Kreuzwegweihe der Kapelle Steiningloh mit Taxe 5 M gehorsamst dem Bischof zur Vorlage.“ Mit dem Kreuzweg wurde auch die Kapelle geweiht. Pfarrer Prasch notierte auf dem Bewilligungsbescheid zur Kreuzwegweihe: „Besagte Kapelle u. Kreuzweg ist von mir eingeweiht worden am 30. April 1922 um 5 h nachmittags. Urs. Poppenricht, 1.V.22.“
Die Geschichte des Kapellenbaus beginnt 1908. Bei einer Gemeindevisitation durch das Königliche Bezirksamt wurde der desolate Zustand der bestehenden Kapelle bemängelt und ein Neubau besprochen. Das Amt schrieb am 3. Mai der Gemeinde, „dass im Interesse einer heimatlichen Bauweise geboten sei, die Pläne beim Königl. Landbauamt fertigen zu lassen.“ Die Gemeinde nahm das Projekt mit Elan in Angriff. Bürgermeister Gebhard teilte am 2. August 2010 mit, dass die alte Kapelle schon abgebrochen sei. Die Weisung, die Pläne beim Landbauamt fertigen zu lassen, wurde ignoriert. Man teilte am 24. November 1910 mit, dass der Kapellenplan in Arbeit des Städt. Waldaufsehers Franz Schmid sei und der Hirtenstall abgebrochen wurde. Am 17. April 1911 berichtete der Bürgermeister dem Bezirksamt, alle Anordnungen seien vollzogen mit Ausnahme der Reparatur der Kapelle und der Stallungen am Hirthaus. Die Anträge habe man zurückgestellt, weil man die Kapelle auf einem anderen Platz bauen wolle. Die Schmid-Pläne wurden von den zuständigen Stellen nicht zur Kenntnis genommen. Vielmehr hatte das Königliche Landbauamt selbst Entwürfe gefertigt. Auf deren Grundlage genehmigte die Königliche Regierung der Oberpfalz am 9. August 1912 den Bau. In der Mitteilung an das Bischöfliche Ordinariat heißt es: „Der Bau der Kapelle wird nach den Plänen vom August 1911 genehmigt.“ Der Bau geriet aus nicht bekannten Gründen ins Stocken. Bürgermeister Gebhard schrieb am 1. Mai 1913 dem Bezirksamt, dass der Wille zum Bau nach wie vor bestehe. Auf Nachfrage des Amtes antwortete er am 27. Februar 1914, der Baubeginn sei noch unbekannt. Das Bezirksamt erkundigte sich am 25. Mai 1914 beim Landbauamt nach dem Baubeginn, am 12. Juni 2014 das Landbau- beim Bezirksamt. Das Landbauamt habe schon im vergangenen Jahr Detailpläne für die Maurerarbeiten geliefert. Die Arbeiten seien nach Mitteilung des Bürgermeisters bereits vergeben. Dann verzögerte vermutlich der wichtigere Neubau der Pfarrkirche in Ursulapoppenricht den Kapellenbau. Wahrscheinlich hat der 1. Weltkrieg und die daraus resultierende Geld- und Materialnot die Bauarbeiten unterbrochen. Erst nach dem Krieg gibt es wieder Aktennotizen. Bürgermeister Gebhard meldete am 25. Mai 2019 die Fertigstellung des Rohbaus. Sie werde fertig gebaut, sobald wieder Material eintrifft. Am 10. Juli stellt das Bezirksamt Amberg fest, „ … dass die Kapelle, soweit sie fertig ist, den Regierungsbedingungen und dem Plan entspricht mit Ausnahme des Dachreiters, welcher statt 8eckig mit 4eckig ausgeführt ist; doch kann das nicht als Verschlechterung angesehen werden.“ Am Sonntag, den 30. April 1922, erfolgte dann die Einweihung.
Über all die Jahre war die Kapelle der Mittelpunkt des religiösen Dorflebens. Regelmäßig wurden in ihr z.B. Kreuzweg- und Maiandachten abgehalten und Sterberosenkränze gebetet. Auch die Schauermessen für den Ort wurden in der Kapelle zelebriert. Gelegentlich, z.B. bei Jubiläen der Feuerwehr, wurden hl. Messen vor dem Gotteshaus gefeiert. An der Kapelle nagte immer mehr der Zahn der Zeit. Sie musste dringend saniert werden. Steiningloh war zum 1. Januar 1972 nach Hirschau eingemeindet worden. Da die Kapelle von jeher Eigentum der politischen Gemeinde war, musste sich der Hirschauer Stadtrat mit dem Vorhaben befassen. Das Gremium stellte 2015 durch Beschluss die Sanierungsbedürftigkeit der unter Denkmalschutz stehenden Kapelle fest. Am 12. Juni 2017 erhielt man die denkmalrechtliche Erlaubnis. Mit der Planung, den Ausschreibungen und der Bauleitung war das Amberger Ing.-Büro ALS beauftragt. Der Finanzierungsplan sah Gesamtkosten in Höhe von 148 000 Euro vor, nach aktuellem Stand sind es ca. 265 000 Euro. Die Kosten der Inneneinrichtung hatte die Dorfgemeinschaft zu tragen, so u.a. für den neuen Volksaltar, das darüber angebrachte Marienbild, die Kirchenbänke aus Eichenholz, den Kreuzweg und die Heiligenfiguren.
Die Dorfbewohner, allen voran Ortssprecher Erich Stauber, legten sich mächtig ins Zeug. Er packte bei den Arbeitseinsätzen tatkräftig an und war bei allen Behörden-Ortsterminen präsent. Obendrein organisierte er drei Weinfeste, die einen Gesamterlös von über 3 700 Euro erbrachten. Die Freiwillige Feuerwehr spendierte 4 500 Euro, die Jugendwehr 500 Euro. Von der Pfarrei Ursulapoppenricht erhielt man 1 000 Euro. Hinzu kam eine Reihe weiterer Spender. Sehen lassen können sich auch die 615 Arbeitsstunden, die von den Einwohnern geleistet wurden.
Im Rahmen der Maßnahme wurde der Dachstuhl samt Glockenturm und Kapellendecke nach den Vorgaben des Denkmalschutzes saniert. Der Glockenturm wurde neu eingeblecht, der Glockenantrieb ausgetauscht und neue elektrische Anlagen installiert. Zur kompletten neuen Elektrik gehörten neue Lampen innen und außen und die Bankheizung an allen Plätzen. In die Kugel des Kreuzes wurden Unterlagen für die Nachwelt eingebracht. Die Fundamente mussten ebenso trocken gelegt werden wie die Innen- und Außenwände. Der Außenputz musste erneuert und gestrichen werden, ebenso die Innenwände. Die Deckengemälde wurden restauriert. Der Einbau einer neuen Kirchentür war ebenso notwendig wie der neuer Fensterrahmen. Der Fußboden wurde mit Solnhofer Platten gestaltet, unter den Kirchenbänken mit Eichendielen. So erstrahlt die Marien-Kapelle an ihrem 100. Geburtstag in neuem Glanz. Für die Durchführung der Maßnahme erhielt bzw. erhält die Stadt Hirschau Zuschüsse vom Bezirk Oberpfalz, vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, von der Landesstiftung und der Diözese Regensburg.
Der Wiedereinweihung am Samstag steht nichts mehr im Weg, auch wenn erst im Mai das Kapellenumfeld in Absprache und mit Zuschüssen des Amtes für Ländliche Entwicklung neu gestaltet wird. Am Samstag beginnt der feierliche Gottesdienst um 18 Uhr. Anschließend findet im Kirwastodl ein gemütliches Zusammensein statt, zu dem insbesondere all diejenigen eingeladen sind, die in irgendeiner Weise bei der Kapellenrenovierung mitgeholfen haben.
Möchten Sie Ihre Nachrichten/Presseberichte hier veröffentlichen? Senden Sie einfach Ihre Artikel per E-Mail an uns und wir veröffentlichen Ihren Beitrag hier auf kaolinpott.de!
Für den Inhalt der Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich.