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Nachricht vom 18.07.2022 Vereine

In sechs Millionen und neunhundertzwölftausend Sekunden um die Welt

Hirschau (Bericht von Werner Schulz)  Ein bisschen verrückt war wohl beides – die Wette des Phileas Fogg, in 80 Tagen um die Welt reisen zu können genauso wie die Idee des Festspielvereins, seine Abenteuerreise auf der Freilichtbühne aufzuführen. Beides ging gut: Fogg gewann seine Wette, die Schauspieler begeisterten ihr Publikum.

Ca. 300 Besucher wurden gut zwei Stunden lang Zeuge der spektakulären Weltumrundung, zu der der reiche Gentleman Fogg (glaubwürdig verkörpert von Christian Gnan) aufbricht, nachdem er mit seinen Reform-Clubfreunden um 20 000 Pfund gewettet hat, die Reise in 80 Tagen zu schaffen. Mit dem exzentrischen Pünktlichkeitsfanatiker unterwegs ist der gerade erst engagierte, stets wandlungsfähige Diener Jean Passepartout (geradezu ideal besetzt mit Holger Schwandner). Den beiden auf den Fersen ist der übereifrige Inspektor Fix (bestens charakterisiert von Roland Fritsch). Er hält Fogg für einen Bankräuber und verfolgt den Ahnungslosen wie ein Terrier, der Blut geleckt hat. In Reiseführerin Julia (Kerstin Ackermann) haben die Zuschauer während der gesamten wahnsinnigen Reise eine charmante Begleiterin. Suez, Bombay, Kalkutta, Hongkong, Yokohama, San Francisco, New York und Liverpool lauten die Stationen, ehe Fogg rechtzeitig in London zurück ist. Um die einzelnen Handlungsorte darzustellen, haben die Bühnen- und Kulissenbauer im Vorfeld großartige Arbeit geleistet. Immer wieder geht ein Raunen durch die Zuschauerreihen, wenn das Bühnenbild innerhalb kürzester Zeit wechselt. Als 50 Kilometer vor Kalkutta der Zug mangels Gleisen nicht mehr weiterfahren kann, taucht ein Elefant mit seiner attraktiven Treiberin Indira (Ida Hanft) auf und dient nach der Bezahlung von 2000 Pfund Fogg und Passepartout als Transportmittel. Unterwegs mit diesem werden sie Zeugen, wie Brahmanen Vorbereitungen treffen, um die junge Frau Aouda (Meike Birner), die man mit Opium betäubt hat, am nächsten Morgen bei lebendigem Leib zu verbrennen. Passepartout schmuggelt sich bei Nacht unter die Priester. Er holt Aouda vom brennenden Scheiterhaufen herunter. Ein optischer wie musikalischer Ohrenschmaus ist es, als in Yokohama der Drachen Dschaggannaths des Weltenlenkers Krishna vor der Bühne erscheint und Passepartout ihn mit einem Ballstock über die Bühne dirigiert. Grundsätzlich fehlt es während der gesamten Reise nicht an Abwechslung, Spannung und auch Heiterkeit, wie z.B. beim Dialog von Passepartout und Fix in der Opiumhöhle von Hongkong. Bei der Fahrt mit der transamerikanischen Eisenbahn ist ein Indianerangriff zu überstehen. Nachdem man diese

Von New York aus geht es mit dem Schiff Henrietta schließlich nach Liverpool, wo Fogg von Fix verhaftet und ins Gefängnis gesteckt wird. Fogg kommt schnell wieder frei, da man den gesuchten Bankräuber bereits gefasst hat. Das Happy End ist perfekt, als Fogg nicht nur rechtzeitig von seiner Reise zurück ist und die Wette gewinnt, sondern in Aouda auch die Frau für den Rest seines Lebens gefunden hat. Der anhaltende Beifall des begeisterten Publikums war mehr als verdienter Lohn für das gesamte Schauspielerensemble, egal ob Marktfrauen, Indianer, Mönche, Matrosen, Zeitungsjungen oder Rikschafahrer. Er galt in besonderer Weise auch dem Regisseur des Stückes Dieter Held. Er hatte ein überaus glückliches Händchen bei der Besetzung der einzelnen Rollen. Den Hauptdarstellern Christian Gnan, Holger Schwandner, Roland Fritsch, Meike Birner und Kerstin Ackermann waren sie förmlich auf den Leib geschnitten. Grundsätzlich war allen Akteuren die Freude deutlich anzumerken, bei der Weltumrundung mit von der Partie zu sein. Die gut 150 Stunden Probenarbeit haben sich gelohnt.

Ganz wesentlich für das Gelingen der Inszenierung war die musikalische Begleitung durch Saskia Krügelstein (r.) und Crissy Simon. Sie begleiteten bzw. untermalten das Geschehen mit jeweils ländertypischer Musik oder bekannten Titelmelodien wie „San Francisco“ von Scott McKenzie oder „Die glorreichen 7. Immer wieder war als „Erkennungsmelodie“ von Phileas Fogg, der Marsch „The British Grenadiers“ zu hören. Erschien der Reform Club, erklang als Spieluhr die englische Nationalhymne.

Die Aufführung hätte nicht stimmungsvoller enden können als mit dem Song „We are the world“ aus der Feder von Michael Jackson und Lionel Richie.

Phileas Fogg (Christian Gnan, l.) entlässt seinen Diener James Forster (Alfred Härtl, Mitte), da er ihm Rasierwasser gebracht, das nur vierundachtzig Grad Fahrenheit warm war, statt der
gewünschten sechsundachtzig Grad. Für ihn wird Jean Passepartout engagiert.
 - Foto von Werner SchulzFoto: Werner Schulz
Phileas Fogg (Christian Gnan, l.) entlässt seinen Diener James Forster (Alfred Härtl, Mitte), da er ihm Rasierwasser gebracht, das nur vierundachtzig Grad Fahrenheit warm war, statt der gewünschten sechsundachtzig Grad. Für ihn wird Jean Passepartout engagiert.

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Foto: Werner Schulz
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