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Nachricht vom 28.11.2022 Vereine

Nepal-Aktion von Africa Luz: Ein Tropfen auf den heißen Stein

Hirschau (Bericht von Werner Schulz)  Seit 2006 engagiert sich Africa Luz mit mehreren Projekten in Sauraha im Chitwan Nationalpark in Nepal. Vor Kurzem sahen die ehrenamtliche Geschäftsführerin Bärbel Birner, ihr Mann Reinhold und Isabelle Haustein nach dem Rechten.

Der Corona-Pandemie war es geschuldet, dass zwischen dem aktuellen und letzten Besuch der Africa-Luz-Delegation drei Jahre lagen. Während dieser Zeit wurde man von Sher Kintzl-Bahadur, Vizepräsident von Green Society Nepal, regelmäßig über die Lage und Geschehnisse in Sauraha auf dem Laufenden gehalten. Er empfing das Trio in der Hauptstadt Kathmandu. Dort hatte Corona deutliche Spuren hinterlassen. Viele Geschäfte waren geschlossen. Die Hauptstraße in Richtung Indien war gesperrt. Nasse Erde, Fels und Gesteinsbrocken hatten sie unpassierbar gemacht. Um nach Sauraha zu kommen, war ein Inlandsflug nach Bharatpur die einzige Möglichkeit. Die Reststrecke wurde per Auto zurückgelegt – wegen der zahlreichen Erdrutsche eine abenteuerlich, teils gefährliche Fahrt. Glücklich angekommen, konnten die drei es kaum erwarten, die von Africa Luz finanzierten Projekte aufzusuchen: Krankenhaus, Prof. Dausch-Kinderhaus, Schule, Elefantendung-Fabrik und die noch im Rohbau befindliche Bibliothek.

Erste Station war das Krankenhaus. Im Eingang stach sofort ein großes Bild zu Ehren von Prof. Dausch und Bärbel Birner ins Auge. Vor dem Gebäude wartete eine Menschenschlange. Drinnen untersuchte eine einheimische Augenärztin zusammen mit einer Optometristin die Patienten. Deren Gesichter erhellten sich spontan beim Anblick der mitgebrachten Augentropfen, Diabetes-Messgeräte, Blutdruckgeräte und verschiedener Medikamente.

Ein phänomenaler Empfang mit Gänsehaut-Feeling erwartete die Gäste in der Schule. Lehrerschaft und Kinder stimmten die nepalesische Nationalhymne an, bevor aus den Lautsprechern das Deutschlandlied erklang. Deren 3. Strophe wurde selbstverständlich von den drei Gästen mitgesungen. Aktuell besuchen 450 Kinder im Alter zwischen 6 und 16 Jahren die Schule. Die Klassen sind mehr als voll. Die Lehrkräfte sind offenkundig sehr engagiert, bereiten die Kinder mit viel Liebe und Können auf ihr zukünftiges Leben vor. Rund ein Drittel der Kinder kommt aus sehr armen Verhältnissen. Dass sie kein Schulgeld zahlen müssen, machen die zahlenden Kinder möglich. Das gilt auch für die Vier- bis Sechsjährigen in den Vorschulgruppen. Hoch erfreut war das Besuchertrio darüber, dass sich unter den Kindern auch solche aus Chepang-Familien befanden. Sie erhalten nach dem Unterricht im Prof. Dausch-Kinderhaus ihr Mittagessen. Anschließend werden sie dort betreut. Sie übernachten in einem am Ortsrand von Sauraha gelegenen Haus. Zum Abschluss ihrer Schulvisite überraschte Bärbel Birner Schulleiter, Lehrkräfte und Kinder mit einem originellen Geschenk. Sie überreichte vier Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiele mit dem ausdrücklichen Hinweis, dass das Spiel 1907 von Josef Friedrich Schmidt, einem gebürtigen Amberger, erfunden wurde.

Zu einem Abenteuer der außergewöhnlichen Art wurde am nächsten Tag die Fahrt zu den im Hochgebirge beheimateten Chepang, den Ureinwohnern Nepals. Chauffeur Shiri Bahadur hatte seinen LKW mit von den deutschen Besuchern bezahlten Lebensmitteln wie Reis, Linsen, Salz und Öl sowie Süßigkeiten für die Kinder und von den Nepalesen gespendeter Kleidung voll beladen. Im Verlauf der spektakulären Fahrt ging es auf unvorstellbaren Wegen langsam vorwärts. Riesige Löcher, Matsch und Geröll mussten überwunden, ja sogar ein Fluss durchquert werden. Ein Helfer ging vor dem LKW her, um die am besten geeignete Stelle herauszufinden. Shiri lenkte das Fahrzeug mit Vollgas und Geschick durch das Gewässer. Für 40 Kilometer Wegstrecke bergauf brauchte man volle 6 Stunden.

Im Chepang-Dorf wurde man schon sehnlichst erwartet. Jede der Familien wurde mit Lebensmitteln bedacht. Sie sollen für vier Monate reichen. Die Kleiderspende war innerhalb von 15 Minuten verteilt. Rundum gab es nur lachende Gesichter.

Beim Anblick der armseligen Hütten konnte es sich die Africa-Luz-Delegation schlichtweg nicht vorstellen, dass man in diesen Behausungen einen Winter überleben kann. Die Dächer hatten Löcher, die Wände bestanden aus nebeneinander gestellten Brettern. Aus allen Richtungen kann Kälte, Regen und Schnee ins Innere dringen. Kurz entschlossen übergab Bärbel Birner Geld für den Kauf von Abdeckmaterial. Nur mit besserem Schutz gegen Kälte und Nässe schien ein Überleben im bevorstehenden Winter möglich. Hinzu kam: Es gibt keine Wasserversorgung. Das kostbare Nass muss zu Fuß ins Dorf getragen werden. Die Wasserträger wechseln täglich. Toiletten? Fehlanzeige! Die Felder werden noch ohne Maschinen bestellt. Einziger Helfer ist ein Ochse. Er zieht den Pflug. Schweren Herzens trat man die Rückfahrt nach Sauraha. Man tat es im Bewusstsein, dass man die Spenden dorthin gebracht hatte, wo sie am nötigsten gebraucht werden. Allerdings war man sich auch klar, dass man nur ein Dorf unter vielen gesehen hatte. Die Heimfahrt erwies sich als nicht weniger spektakulär und gefährlich als die Hinfahrt.

Zu den weniger erfreulichen Erlebnissen gehörte auch, dass die Elefantendung-Fabrik seit einiger Zeit geschlossen ist. Seit Corona-Ausbruch kommen so gut wie keine Touristen. Ein Verkauf findet so gut wie nicht mehr statt. In den nächsten Monaten soll die Produktion wieder aufgenommen werden.

Tags darauf stand ein Diabetestag im Krankenhaus auf dem Programm. Viele Nepalesen nahmen die kostenlosen Untersuchungen in Anspruch. Bei einer beachtlichen Anzahl von ihnen wurde ein Grauer Star diagnostiziert. Africa Luz hatte von der Firma Rayner 70 intraokulare Linsen erhalten. Diese wurden an die nepalesischen Augenärzte übergeben, mit denen diese dann kostenlos die fast schon erblindeten Nepalesen operierten. Bärbel Birner: „Wieder ein Tropfen auf den heißen Stein. Aber wir hoffen, 2023 wieder helfen zu können.“ Dass man helfen konnte, hatte man zu einem großen Teil wieder einmal der Großzügigkeit der Klaus und Gertrud Conrad Stiftung zu verdanken. Von ihr hatte man eine Spende in Höhe von 10 000 Euro für die Nepal-Aktion erhalten.

Vor dem mit Spenden von Africa-Luz erbauten Krankenhaus in Sauraha wartete eine Menschenschlange darauf, von einer einheimischen Augenärztin untersucht zu werden – kostenlos. - Foto von Werner SchulzFoto: Werner Schulz
Vor dem mit Spenden von Africa-Luz erbauten Krankenhaus in Sauraha wartete eine Menschenschlange darauf, von einer einheimischen Augenärztin untersucht zu werden – kostenlos.

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Foto: Werner Schulz
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