Hirschau (Bericht von Werner Schulz) Seit Donnerstag ist in Hirschau – nach zweijähriger Corona-Zwangspause -wieder Adventfensterlzeit. Bis zum Heiligen Abend warten in der Innenstadt 23 verhüllte, vorweihnachtlich dekorierte Schaufenster darauf, geöffnet zu werden.
Das erste Türchen des Lebendigen Adventskalenders befindet sich alljährlich am Ostgiebel des Rathauses. Es zu öffnen, ist traditionell Aufgabe des Bürgermeisters - für Hermann Falk zum siebten Mal. Wie die ca. 130 Besucher – unter ihnen Josef Dobmeyer der Adventskalendergründer - hatte er die Veranstaltungsreihe in den letzten beiden Jahren sehr vermisst. Im Lebendigen Adventskalender stecke viel, was man während der Pandemie nicht durfte: Sich begegnen, beieinander sein, Hand in Hand miteinander gehen. Er bedauerte, dass sich die einst stade Vorweihnachtszeit ins Gegenteil gewandelt habe und von Trubel und Einkaufsstress geprägt sei. Das tägliche Öffnen eines Adventfensterls biete die Gelegenheit, „den Lauf des Alltags einen Gang herunterzuschalten und innezuhalten, zu spüren, was eigentlich wichtig ist im Leben“. Der Lebendige Adventskalender führe Tag für Tag, Schritt für Schritt auf das Weihnachtswunder hin. Stattfinden könne der Lebendigen Adventskalender nur dank der Bereitschaft vieler Menschen, viele Freizeitstunden zu opfern. Besonders hob Falk das Engagement der Mitglieder des Heimat- und Trachtenvereins mit ihrem Vorstand Michael Meier und des Gewerbeverbands mit dem Vorsitzenden Alfred Härtl hervor. Die Trachtler zeichnete für die gesamte Organisation verantwortlich und sorgten zusammen mit der Familie Sommerer für Glühwein und Bratwürstln, der Gewerbeverband für das Funktionieren der Technik. Dank gebühre den Geschäftsleuten, die ihre Schaufenster als Adventstürchen zur Verfügung stellten und allen, die das Fensterlöffnen Abend für Abend musikalisch bzw. mit Wort und Spiel begleiten. Am Eröffnungstag seien dies wie in den Vorjahren die „Herzensblecher“. Falk hoffte, dass die Spendenbox allabendlich kräftig gefüttert wird, deren Inhalt heuer für den Verein „Amberger Kinder helfen e.V.“ bestimmt ist.
Die „Herzensblecher“ hatten die Fensterlgänger mit den Stücken „Zum Eingang“, „Festlicher Aufzug“ und „Die güldene Sonne“ in adventliche Stimmung versetzt, bevor der Bürgermeister seine nächste Aufgabe erfüllte - den Vortrag einer Weihnachtsgeschichte. Keine hätte wohl besser in die vom russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine geprägte Zeit gepasst als die vom „Kleinen Friedensengel“, geschrieben 2014 von Rolf D. Gassen. Der kleine Engel konnte im Chor der himmlischen Heerscharen bei der Textstelle „Frieden auf Erden unter den Menschen“ nicht mehr weiter mitsingen. Dem erbosten Chorleiter Engel Martinus erklärte er: „Auf einmal sah ich Soldaten in vielen Ländern. Immer und überall verbreiteten sie Krieg und Schrecken, bringen Junge und Alte, Frauen und Kinder um und nennen das Frieden…! Es ist nicht wahr, dass auf Erden Friede unter den Menschen ist, und ich singe nicht gegen meine Überzeugung.“ Der große Engel antwortete nach langem Schweigen: „Aber die Geburt des Kindes will ein Zeichen setzen für eine bessere Zukunft. Gott gibt in dieser Nacht seinen Frieden allen. Deshalb singen wir, auch wenn die Menschen dieses Geheimnis noch nicht hören und verstehen.“ Dem kleinen Engel und seinen Freunden gab er den Auftrag, sich als Friedensengel zu den Menschen zu begeben, ihnen Hoffnung zu bringen und Vertrauen untereinander zu schaffen. Auch in Hirschau seien diese kleinen Engel unterwegs.
Nachdem das Geheimnis des Rathausadventfensters gelüftet war und die „Herzensblecher“ mit der „Intrada Anonym“, „Let it snow“ und „Jingle Bells“ mit weiteren Weihnachtsweisen aufgewartet hatten, dankte Alfred Härtl allen, die dieses Jahr zum Gelingen des Lebendigen Adventskalenders einen Beitrag leisten, insbesondere den Trachtlern für die umfangreiche Organisation. Die Besucher sollten die Adventszeit nach der Corona-Pause wieder nutzen, aufeinander zuzugehen und sich auf das Fest des Friedens, der Wärme und der Liebe besinnen. Härtl hob den sozialen Charakter der Veranstaltungsreihe hervor. Mit dem Verein „Amberger Kinder helfen e.V.“ habe man einen Spendenempfänger ausgewählt, der die Unterstützung der Fensterlgänger verdiene. Diese Einschätzung belegten eindrucksvoll die Ausführungen der beiden Vorsitzenden Anne Meißner-Wagner und Katharina Ostermann. Demnach fördert der Verein in erster Linie das soziale Engagement von Kindern, unterstützt aber auch Kinder und hilfsbedürftige Menschen aller Altersstufen durch einzelne Projekte mit Schwerpunkt in Amberg und im Landkreis Amberg-Sulzbach. „Es ist kaum zu glauben, wie viele Menschen es bei uns gibt, die in Not sind und der Hilfe bedürfen.“ Nach Beendigung des offiziellen Teils, den die „Herzensblecher“ mit „Winter Wonderland“ abrundeten, nutzten die Besucher ausgiebig die Gelegenheit zum Plaudern. Sie stärkten sich an den Verpflegungsständen mit Glühwein und Bratwürstln.
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