Hirschau (Bericht von Werner Schulz) Am 7. Januar 1946 gegründet feierte der CSU-Ortsverband beim 37. Dreikönigsfrühschoppen im Katholischen Pfarrheim Geburtstag. Werner Schulz, Ehrenvorsitzender des Kreis- und Ortsverbandes, ließ die Erfolgsgeschichte Revue passieren.
Der Corona-Pandemie sei es geschuldet, so der stellv. Ortsvorsitzende Martin Merkl einleitend, dass man den 75. Geburtstag mit zweijähriger Verspätung feiere. Sein Willkommen galt einer Reihe von Ehrengästen, darunter die Bürgermeister Hermann Falk (Hirschau) und Marcus Eichenmüller (Schnaittenbach) sowie der CSU-Kreisvorsitzende MdL Harald Schwartz. Er nutzte sein Grußwort nicht nur zur Gratulation zum Jubiläum. Mit Blick auf die Silvesterkrawalle in Berlin mit 56 verletzten Einsatzkräften übte er scharfe Kritik an der rot-rot-grünen Stadtregierung und ihrer Integrationspolitik. Derartige Gewaltexzesse seien im CSU-regierten Bayern nicht denkbar, auch nicht in der Hauptstadt München. Dies, obwohl in München 45,1 Prozent der Einwohner einen Migrationshintergrund haben, in Berlin „nur“ 36,6 Prozent.
Die 45-minütige Rückschau von Werner Schulz geriet zu einer geschichtlichen, mit viel Beifall bedachten Lehrstunde. Besonders intensiv widmete er sich der Gründerzeit. Er rief ins Gedächtnis, dass die Amerikaner am 22. April 1945 mit Panzern nach Hirschau eingerückt waren. Der seit 1933 amtierende Bürgermeister Dr. Thoma wurde seines Amtes enthoben. An seiner Stelle wurde der Sozialdemokrat Mathias Amann eingesetzt, zu seinem Stellvertreter Anselm Freimuth ernannt. Er hatte seit 1924 als BVP-Mitglied dem Stadtrat angehört, bis er sein Mandat auf Druck der Nazis 1933 „freiwillig” niederlegen musste. Wegen abfälliger Äußerungen über die NSDAP und den Führer wurde er für einige Tage in der Fronfeste in Amberg inhaftiert, danach unter Hausarrest gestellt. Der von den Amis eingesetzte Landrat Dr. Winkler überzeugte Freimuth, die Gründung einer neuen Partei zu wagen. Letztlich veranlassten ihn die für den 27. Januar anberaumten Gemeindewahlen dazu, am 7. Januar 1946 zur Gründung der „Christlich-Sozialen Einheit” (CSE) in den Fahnensaal des Kommunbrauhauses einzuladen. Die 47 anwesenden Männer sprachen sich einmütig dafür aus. Eine Mitgliederaufnahme oder Vorstandswahl fand nicht statt. Zentrales Thema war die Aufstellung einer 16-köpfigen Stadtratsliste. Diese firmierte auf den Wahlunterlagen als „Christlich-Soziale Einigkeit“. Die Wahl verlief erfolgreich. Mit Johann Brumbach, Heinrich Dobmeyer, Michael Fleischmann, Anselm Freimuth, Wilhelm Schorner und Hans Leistl zogen 6 „CSE’ler” in den elfköpfigen Stadtrat ein. Die SPD errang 5 Sitze, die KPD ging leer aus.
Da damals der Stadtrat den Bürgermeister wählte, hätte die „CSE” dieses Amt besetzen können. Freimuth verzichtete. Amann wurde ebenso einstimmig zum 1. Bürgermeister gewählt wie Freimuth zu seinem Stellvertreter. Für die Bürgermeister rückte aus der jeweiligen Liste der erste Ersatzmann nach. Bei der „CSE” war dies Franz Gebhard. Am 4. März 1946 wurde die Vorstandswahl nachgeholt. Der Wahlerfolg hatte nicht die erhofften Auswirkungen auf die Mitgliederzahlen. Kaum jemand wollte (oder konnte) den Beitrag bezahlen. Nicht einmal alle 16 CSE-Stadtratskandidaten traten der Partei bei, die ab diesem Tag „Christlich-Soziale Union“ (CSU) hieß. Das Protokoll nennt als Gründungsmitglieder 14 Männer. Anselm Freimuth wurde zum Vorsitzenden gewählt, Johann Brumbach zu seinem Stellvertreter. 1948 verlor die CSU ihre Mehrheit. Nur 3 CSU’ler kamen in den 16-köpfigen Stadtrat. Freimuth unterlag bei der Bürgermeisterwahl dem neuen SPD-Kandidaten Lederer. Freimuth musste von 1946 bis 1948 oft den Viehhändler Hanauer begleiten, der im Auftrag der Militärregierung bei den Bauern Vieh und Brotgetreide beschlagnahmte. Die Landwirte verweigerten ihm ihre Stimme: “Der woar beim Hanauer dabei!”
1952 errang die CSU nur mehr zwei Stadtratssitze. Der Ortsverband hatte noch 5 Mitglieder, als Paul Freimuth am 6. März 1955 den Ortsvorsitz übernahm. Nach den Wahlen vom 18. März 1956 zogen mit ihm, mit Georg Dobmeier, Karl Knorr, Anton Zimmermann und Willi Bösl fünf CSU‘ler in den Stadtrat ein. Noch besser kam es am 26. Oktober 1958. Nach dem Rücktritt von Bürgermeister Lederer setzte sich Willi Bösl mit 59,4 % gegen den amtierenden 2. Bürgermeister Eugen Biller (SPD) durch. Bei den Wahlen am 27. März 1960 wurden die Mehrheitsverhältnisse auf den Kopf gestellt. Willi Bösl gewann die Bürgermeisterwahl mit 77,36 %. Die CSU erhöhte ihre Sitzzahl auf 9 Mandate, die SPD rutschte von 8 auf 5 Sitze ab. Bösl wurde bei drei weiteren Wahlen 1966, 1972 und 1978 mit überwältigen Mehrheiten bestätigt. Die Kreispolitik gestaltete er von 1962 bis 1984 als stellv. Landrat maßgeblich mit. In seine Amtszeit fiel die Gebietsreform, bei der er hartnäckig und am Ende erfolgreich für die Eingliederung Massenrichts nach Hirschau kämpfte. Als er 1984 aus dem Amt schied, bescheinigte ihm Regierungspräsident Krampol, dass „Hirschau unter ihm zu einem kleinen Musterstädtchen geworden ist.“ An diesem wurde unter Helmut Rösch, der bei den Bürgermeisterwahlen 1984, 1990 und 1996 das Vertrauen erhielt, weitergebaut. Als wichtigstes der unter Rösch realisierten Projekte bezeichnete Schulz die Umstrukturierung des Krankenhauses in ein Alten- und Pflegeheim. Dafür habe er eine Unmenge unsachlicher Attacken des politischen Gegners hinnehmen müssen. In Folge der Kampagne verlor die CSU ihre Mehrheit im Stadtrat, stellte aber mit 9 Sitzen die stärkste Fraktion. 2002 wurde mit Hans Drexler wieder ein CSU-Mann zum Bürgermeister gewählt. 2008 schenkten ihm 71 Prozent der Wähler das Vertrauen. Mit seinem Namen werden immer der Neubau des Freizeitzentrums Monte Kaolino und die Sanierung der Innenstadt verbunden bleiben. Seit 2014 stehe mit Hermann Falk erneut ein CSU-Mann an der Spitze der Stadt. Unter seiner Führung seien u.a. die Innenstadtsanierung fortgesetzt, die Postgasse saniert, die Moosweiherstraße ausgebaut, das Gewerbegebiet Am Bachranken und das Baugebiet Sonnenstraße erschlossen worden. 68,2 Prozent Zustimmung bei Falks Wiederwahl 2020 sprächen eine deutliche Sprache. Zudem habe die CSU einen Stadtratssitz hinzugewonnen, die SPD zwei Sitze verloren. Mit Bärbel Birner und Hermann Gebhard stelle die CSU auch die beiden Bürgermeisterstellvertreter. Zusammen mit dem Bürgermeister verfüge die CSU seither über eine Mehrheit, mit der es verantwortungsvoll umzugehen gelte.
Im Ortsvorsitz sei auf Anselm Freimuth (1946-1955) und Paul Freimuth (1955-1972) Hans Fleischmann (1972-Jan.1979) gefolgt. Unter ihm sei die Mitgliederzahl auf 160 angewachsen. Nach einem Intermezzo durch Karl-Heinz Knorr (Januar 1979-August 1979) habe er selbst im November 1979 den Ortsvorsitz übernommen bis zu seiner Wahl zum Kreisvorsitzenden im Jahr 1993. Während seiner Amtszeit habe die Mitgliederzahl auf über 200 gesteigert werden können. Sein Nachfolger Günter Mrasek sei 1996 im Alter von 44 Jahren verstorben. Nach einer Interimszeit sei Petra Waldhauser 1997 zur Vorsitzenden gewählt worden. Unter ihrer Führung habe das Ortsverbandsleben bis 2009 munter weiter pulsiert. Ähnlich großes Engagement hätten ihr Nachfolger Dieter Birner (bis 2014), Birgit Birner (2014-2019) und seither Florentin Siegert bewiesen.
Martin Merkls abschließender Dank galt Stadtpfarrer Hofmann und der Kirchenverwaltung für die Überlassung des Pfarrheims. Traditionsgemäß gehörte der Besuch der Sternsinger zum Programm des Frühschoppens, in dessen Verlauf sich die Gäste die von der CSU spendierten Weißwürste schmecken ließen. Der Musikzug umrahmte mit kleiner Besetzung die Veranstaltung. Sie wurde mit der Bayern- und Nationalhymne feierlich abgeschlossen.
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