Vor 95 Jahren Geläut der Stadtpfarrkirche geweiht

Hirschau (Bericht von Werner Schulz)  Für die Stadtpfarrei Mariä Himmelfahrt war der Feiertag Mariä Himmelfahrt vor 95 Jahren ein großer Festtag. Am 15. August 1928, dem Patroziniumstag der Pfarrkirche, ertönte vom Kirchturm erstmals das am 12. August geweihte neue Geläut.

Notwendig war die Neuanschaffung des Geläutes, da die Pfarrei am 13. Dezember 1917 drei der fünf bis dahin vorhandenen Glocken an die Kriegsmetallstelle abliefern musste. Stadtpfarrer Johann von Gott Hiederer hatte dagegen, wie in Heribert Batzls „Geschichte der Stadt Hirschau“ nachzulesen ist, nachdrücklich Widerstand geleistet. Er konnte die Ablieferung jedoch nicht verhindern. Nur zwei Glocken blieben auf dem Turm, die zwei Zentner schwere Sterbeglocke aus dem 15. Jahrhundert und eine 1911 gegossene Glocke. Letztere wurde aber 1928 eingeschmolzen, da sie tonlich nicht rein war.

Dass es von 1917 bis 1928 dauerte, bis der Stadtpfarrer Hiederer an die Wiederbeschaffung eines Geläutes denken konnte, hatte finanzielle Gründe. Die Kriegsmetallstelle hatte 500 Mark für die drei abgenommenen Glocken bezahlt, die zu Kriegsgerät umgearbeitet wurden. Die Summe fiel aber in rasendem Tempo der Inflation zum Opfer. Während der Zeit der Hyperinflation des Jahres 1923 hatte sich z.B. die Abwertung der Mark gegenüber dem US-Dollar immer schneller vervielfacht, bis schließlich im November der Kurs für einen US-Dollar 4,2 Billionen Mark entsprach. Der Stadtrat trug dann 1928 zur Neuanschaffung mit einem Zuschuss in Höhe von 7 000 Mark bei.

Gefeiert hatten die Hirschauer Katholiken bereits drei Tage vorher am Sonntag, den 12. August. Stadtpfarrer Hiederer weihte um 8 Uhr unter großer Anteilnahme der Bevölkerung auf dem Kirchplatz die sechs neuen Kirchenglocken. Gegossen worden waren diese in der Glockengießerei Hahn in Landshut. Am Feiertag Mariä Himmelfahrt lud das neue Geläut die Gläubigen dann erstmals zum Gottesdienst.

Die Hirschauer konnten sich nur 14 Jahre lang an dem Geläut erfreuen. Im Jahr 1942 ereilte die Glocken das gleiche Schicksal wie ihre Vorgänger. Mit Ausnahme der Sterbeglocke wurden alle beschlagnahmt und zu Kriegsmaterial umgearbeitet. Stadtpfarrer Hiederer hatte sich nach 26-jährigem höchst verdienstvollem Wirken 1933 aus Hirschau verabschiedet. Sein Nachfolger, Geistlicher Rat Friedrich Zeitler, musste diesen bitteren Moment erleben. Für ihn galt es, nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zuerst einmal die Schäden zu beseitigen, die der amerikanische Bombenangriff am 20. April 1945 an der Pfarrkirche angerichtet hatte. Erst dann konnte die Neuanschaffung des Geläutes gedacht werden. Vorerst konnten nur die drei kleinen Glocken angeschafft werden. Sie wurden in der Gießerei Hamm in Regensburg gegossen. Im August 1949 hoffte man, dass die fehlenden drei großen Glocken bis Ende Oktober eintreffen und erstmals an Allerheiligen ertönen werden. Man musste sich knapp zwei Monate länger gedulden. Die drei großen Glocken trafen am Samstag, 17. Dezember 1949, in Hirschau ein. Am vierten Adventsonntag, dem 18. Dezember, nahm Geistlicher Rat Friedrich Zeitler um 9.15 Uhr vor der Pfarrkirche unter überaus großer Anteilnahme der Bevölkerung die Weihe der Glocken vor. Tags darauf, am Montag, dem 19. Dezember, erfolgte das Aufziehen der Glocken. Am Heiligen Abend 1949 erklang das 99 Zentner schwere in c-Moll gestimmte neue Geläut, das bis heute zu den Gottesdiensten ruft, zum ersten Mal.