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Nachricht vom 13.09.2023 Sonstiges

Hirschauer Kirwa-Krimi oder Kirwa-Chaos?

Hirschau (Bericht von Werner Schulz)  „Hirschau, in der Obern Pfaltz... ist bekanndt wegen etlicher Fabeln und abentheuerlichen Taten oder Eulenspiegelischen Possen, so den Alten dies Orths Einwohnern etwa angedichtet und zugemessen worden.”

So steht es zu lesen in der 1644 von Mathäus Merian verfassten „Topographia Bavariae“. Er konnte damals nicht ahnen, dass die Hirschauer dafür im Jahr 2023 anlässlich ihrer Kirwa einen eindrucksvollen Beweis liefern würden. Das Fest musste nämlich ohne Kirwabaum gefeiert werden, obwohl man einen solchen gefällt, geschmückt und aufgestellt hatte. Doch der Reihe nach mit dem Kirwa-Krimi bzw. Kirwa-Chaos!

Veranstalter des Brauchtumsfestes ist seit 2013 der Festspielverein. Während es andernorts üblich ist, den Kirwabaum am Kirchweihsamstag einzuholen, wurde diese Aufgabe vom Vorsitzenden des Festspielvereins Ludwig Koller, von Erwin Zach, Karl und Martin Merkl bereits am Donnerstag vor dem Fest erledigt. Das ca. 12 Meter hohe Exemplar wurde im städtischen Wald bei der Kretavera gefällt, zum Festspielgelände gebracht und dort auf der Tribüne gelagert. Am Freitag wollte man ihn herrichten und schmücken. Doch, oh je, welch großer Schreck! Der Baum, der war ganz einfach weg! Erwin Zach fand statt des Baumes ein Plakat am Festzelt vor. Text: „Wer Brauchtum pflegt und nicht bewacht, der ist ganz schnell um den „Kirwabaum“ gebracht. Wenn ihr ihn wieder haben wollt, meldet euch unter 09622703713. Es grüßen die Räuber aus dem Spessart.“ Dem durchaus verdatterten Erwin Zach war sofort klar: Die Diebe mussten aus den Reihen des Festspielvereins sein. Nur Vereinsmitglieder wussten zu diesem Zeitpunkt, dass 2024 das Stück „Die Wirtshaus im Spessart“ gespielt wird. Gut getippt! Am Apparat meldete sich Holger Schwandner, ein Mitglied des Schauspielerensembles. Gegen 4 Maß Bier verriet dieser, dass der Baum beim Sägewerk auf der „Unteren Mühle“ lagere. Pech für Erwin Zach und Ludwig Koller. Sägewerksbesitzer Riß wusste nichts von dem Baum, als sie bei ihm nachfragten. Ein erneuter Anruf bei Schwandner ergab dann dennoch, dass der Baum auf der „Unteren Mühle“ lagerte. Von dort schleppte ihn das Trio Koller, Zach, Riß zurück in den Schlosshof. Am Freitagnachmittag wurde er von Alfred Härtl und Christian Gnan geschält, von Ludwig Koller mit bunten Bändern geschmückt. In der Nacht auf den Kirwasamstag blieb alles ruhig. Nachmittags wurde das geschmückte Kirwasymbol um 17 Uhr von Ludwig Koller, Erwin Zach, Markus Dietrich, Christian Gnan und Erhard Ackermann in die Senkrechte gehievt. Im Festzelt und davor herrschte reger Kirwabetrieb. Für Speis und Trank war bestens gesorgt und die „Nowlreiwa“ sorgten für zünftige Musikunterhaltung. Der Kirwasonntag konnte kommen. Erwin Zach war um 7 Uhr der erste im Schlosshof. Er traute seinen Augen nicht. Der Kirwabaum war weg! Kein Kirwabaum weit und breit, als um 8.45 Uhr vom Schlosshof aus der Kirchenzug zur Stadtpfarrkirche startete, wo der Festgottesdienst gefeiert wurde. Als es nach der Messe unter den Klängen des Musikzugs zum Festplatz zurückging und danach Frühschoppen gehalten wurde, hieß es immer noch: Kirwabaum - Fehlanzeige. In der Zwischenzeit erfuhr man, dass Diakon Sellmeyer angeblich nachts um 3 Uhr zwei Männer und zwei Frauen beobachtet habe, wie diese den Baum zum Marktplatz geschleppt haben und ihn dort in das Loch für den Christbaum stecken wollten. Offenkundig war das nicht gelungen. Jedenfalls stand er dort zum Zeitpunkt des Kirchenzuges nicht. Für 15.30 Uhr standen Tanzeinlagen des Heimat- und Trachtenvereins auf dem Programm. Diese entfielen nicht wegen des fehlenden Kirwabaums. Grund war akuter Personalmangel bei den Trachtlern. Um diese Uhrzeit wurde kolportiert, der Kirwabaum liege neben der Stadtpfarrkirche. Die umgehende Suche ergab allerdings: Fehlanzeige. Auf dem Festgelände herrschte trotz allem reger Festbetrieb. Für das leibliche Wohl war weiterhin bestens gesorgt und die „Hirschauer Wirtshausmusikanten“ sorgten bis in den Abend hinein für gepflegte Unterhaltung. Die Suche nach dem Kirwabaum hatte man aufgegeben. Man feierte eben ohne hin. Tags darauf erfuhr man schließlich, dass dieser sich nicht weit entfernt vom Festplatz auf der Rampe der Schlossbrauerei befand. Von den (Übel-)Tätern fehlt nach wie vor jede Spur – ein Fall für „XY-ungelöst“. Ein Trost blieb dem Festspielverein: Die 4 Maß Bier mussten nicht bezahlt werden.

Alles schien wieder in bester Ordnung, als der geschmückte Kirwabaum am Nachmittag des Kirwasamstag auf dem Festplatz in die Senkrechte gehievt wurde. Dort blieb er nicht lange. In der Nacht wurde er von vier Personen weggetragen und blieb den ganzen Kirwasonntag verschwunden. - Foto von Werner SchulzFoto: Werner Schulz
Alles schien wieder in bester Ordnung, als der geschmückte Kirwabaum am Nachmittag des Kirwasamstag auf dem Festplatz in die Senkrechte gehievt wurde. Dort blieb er nicht lange. In der Nacht wurde er von vier Personen weggetragen und blieb den ganzen Kirwasonntag verschwunden.

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Foto: Werner Schulz
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