Hirschau (Bericht von Werner Schulz) „Wat et nit all jöwt…“ – auf Hochdeutsch: „Was es nicht alles gibt!“ So lautet dieses Jahr das Motto des Düsseldorfer Rosenmontagszugs. Am 12. Februar ist er zum 45. Mal mit dabei beim „Zooch“ – der Musikzug der Stadt Hirschau.
Seit 1978, als man erstmals eingeladen wurde und an der Spitze des Zuges marschierte, ist es für die Musiker, Musikerinnen und Majoretten aus der Kaolinstadt nahezu selbstverständlich geworden, das Faschingswochenende in der rheinischen Karnevalshochburg zu verbringen. Ganz besonders gilt dies für Ex-Musikzug-Chef Werner Stein. Er gehört zum 44. Mal zu der Reisegruppe und darf getrost als „Rosenmontagszug-Veteran“ bezeichnet werden. In früheren Jahren blies er beim Marsch die Querflöte, später schlug er die große Trommel. Heuer wird er zum 13. Mal als Standartenträger vorneweg marschieren. Er outet sich als absoluter Fan des rheinischen Karnevals: „Es ist jedes Jahr ein grandioses Erlebnis, beim „Zooch“ vorbei an zigtausend Jecken zu marschieren!“ Ob dem tatsächlich so ist – davon kann sich ein Mitreisender heuer erstmals ein Bild machen, der seit Oktober 2023 in Diensten des Musikzugs steht: Dirigent Marcus Hoffmann. Er ist mehr als gespannt, was ihn während der drei Karnevalstage in der NRW-Landeshauptstadt erwartet.
Ganze viermal reisten die Kaolinstädte seit 1978 am Faschingswochenende nicht in die Rheinmetropole. 1991 wurde die Veranstaltung wegen des Golfkriegs abgesagt. Das Sturmtief „Ruzica“ erzwang die Absage des Rosenmontagszugs am 8. Februar 2016. Damals konnten die Hirschauer den rheinischen Karneval nur am Faschingssonntag beim Gerresheimer Veedelszoch genießen, zu dem sie seit 1996 eingeladen werden. Corona verhinderte 2021 das Abhalten des Zuges. 2022 wurde er wegen Covid 19 zunächst vom 28. Februar auf den 8. Mai verschoben. Die Terminwahl stieß auf scharfe Kritik. Grund: Der 8. Mai ist der Gedenktag an das Ende des Zweiten Weltkriegs. Man könne nicht in Düsseldorf laut „Helau“ rufen, während man in Berlin dem Kriegsende gedenkt. Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf Oded Horrowitz kritisierte das Datum als „unsensibel und problematisch“. Für ihn stehe der 8. Mai in einer Reihe mit dem 9. November, dem Gedenken an die Reichspogromnacht, und dem 27. Januar, der dem Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus gilt. Das Comite Düsseldorfer Carneval verschob den Rosenmontagszug auf den 29. Mai. Für die Hirschauer war der Termin nicht machbar. Sie sagten ihre Teilnahme ab, konnten nicht ahnen, dass der Zug 2022 wegen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine sowieso ausfallen musste.
Eine Sonderstellung unter den Düsseldorf-Reisen nimmt das Jahr 1990 ein. Damals waren die Kaolinstädter dort präsent. Getreu dem Motto „Et hätt noch immer jot jejange“ startete der Zug trotz der Warnungen der Meteorologen vor dem heranziehenden Sturmtief „Vivian“. Werner Stein erinnert sich: „Als die Traktoren mit den ersten drei Wagen loszogen, dauerte er nur Minuten bis sie zerlegt wurden. Die Konstruktion aus Draht, Holzlatten, Papier und Leim hatte dem gewaltigen Druck außer einer riesigen Fläche nichts entgegenzusetzen. Zahlreiche Trümmer flogen durch die Luft. Wie durch ein Wunder wurde niemand verletzt.“ Der Zug wurde ohne die Kaolinstädter am 19. Mai, einem sonnigen, milden Frühsommer-Samstag nachgeholt.
Vorstand Maximilian Stein hofft, dass heuer alles klappt mit der Karnevalsreise. Ca. 8 000 Teilnehmer sind für den „Zooch“ gemeldet, 100 Mottowagen, 85 Fußgruppen und 30 Blaskapellen. Rund 600 000 lautstark „Düsseldorf Helau“ schreiende Jecken werden die Straßenränder säumen.
Los geht die Reise für die ca. 35-köpfige Reisegruppe am Samstag, 10. Februar, um 12 Uhr vom Parkplatz beim Josefshaus. Gefordert sind die Hirschauer schon am Karnevalssonntag ab 11.11. Uhr beim „Veedelszoch“ in Gerresheim. Seit 1996 ist der Musikzug bei dem vom Stammtisch „D’Saubande“ organisierten Umzug vertreten. Letztes Jahr säumten 60 000 Närrinnen und Narren die Straßen in dem Düsseldorfer Stadtteil. In Düsseldorf startet am Rosenmontag – ebenfalls um 11.11. Uhr - der ca. fünf Kilometer lange Zug auf der Corneliusstraße. Für die Hirschauer ist der Startplatz ideal gewählt, da die Zugaufstellung direkt vor ihrem Quartier im A&O-Hostel erfolgt. Die Hirschauer dürfen sich wieder bei der Prinzengarde Blau-Weiß einreihen. Ob sie wieder zur Leibgarde von Prinz Uwe I. und Ihrer Lieblichkeit Venetia Melanie I. gehören werden, ist noch nicht geklärt. Das A&O-Hostel ist aus einem zweiten Grund ein Glücksfall. Es liegt in unmittelbarer Nähe der Düsseldorfer Ausgehmeile „KÖ“ - ein Umstand, den die Truppe alle Jahre gleich nach ihrer Ankunft und am Sonntagnachmittag zu einem kleinen oder auch längeren Abstecher nutzt. In Hirschau will man am Faschingsdienstag gegen 1 Uhr nachts zurück sein.
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