Hirschau (Bericht von Werner Schulz) Es kommt nicht allzu oft vor, dass eine Dreijährige davon träumt, einmal einen Laden zu eröffnen und der Traum 40 Jahre später Wirklichkeit wird. Bei Tina Tischner ist dem so! Im September 2023 hat sie in Hirschau ihr Hut-Fachgeschäft eröffnet.
Das Anwesen in der Hauptstraße 36 beherbergte schon allerhand Geschäfte. Die älteren Hirschauer erinnern sich an Uhren Hajek und wissen, dass auch Optik-Uhren-Schmuck Huber dort untergebracht war. Andererseits haben sie das Hutgeschäft von Klothilde Emmert an der Ecke Schönbrunner-/Kolpingstraße im Gedächtnis, das die Putzmacher-Meisterin ab den 1950er Jahren bis in die 1970er führte. Ab 2003 bot Modistenmeisterin Michaela Strobl in ihrer „Hutnadel“, untergebracht in der Hauptstraße 12, Kopfbedeckungen aller Art an. Seit sie ihr Geschäft 2016 aufgab, klafft in Hirschau in Sachen Kopfbedeckungen eine Marktlücke.
Diese schließt nun Tina Tischner. Geboren ist die 44-Jährige in Landau in der Pfalz, wo sie die Grundschule und das Gymnasium besuchte. Nach dem Abitur absolvierte sie ein freiwillige ökologisches Jahr. In dessen Verlauf reifte in ihr der Entschluss, Modistin zu werden. Tina Tischner: „Schon als Kind hatte ich zusammen mit meinem Vater Kostüme und Hüte gebastelt!“ Letztlich gab ein Buch des Arbeitsamtes, in dem der Beruf der Modistin beschrieben wurde, den Ausschlag für die Berufsentscheidung. Sie besuchte die Modistenschule in Regensburg, ihr Lehrbetrieb war in München. 2010 machte sie sich selbständig, betrieb einen Online-Shop im Nebenerwerb und verkaufte ihre Produkte auf Märkten. Ca. 20 Jahre wohnte sie in Fürstenfeldbruck. 2020 zogen sie und ihr aus Hiltersdorf stammender Mann Markus nach Hirschau. Im Mai 2023 mietete sie in Amberg für 14 Tage den Ausstellungsraum im Stadtlabor zum Verkauf ihrer Waren an. In diesen zwei Wochen entschloss sie sich, ihren Kindheitsraum Realität werden zu lassen und in Hirschau ihren Hutladen aufzumachen. Dafür boten sich die leerstehenden Geschäftsräume in der Hauptstraße 36 an. Dort fertigt Tina Tischner seit einem halben Jahr die verschiedensten Kopfbedeckungen an, benutzt dazu hochwertige Materialien. Egal ob Filz-, Stroh- oder Stoffhüte, Mützen oder Fascinators als besonderen Kopfschmuck für besondere Anlässe - alles wird von ihr in fachlich qualifizierter Handarbeit gefertigt. Hat man die Gelegenheit, ihr bei der Arbeit zuzusehen, merkt man, dass sie alle das mit liebevoller Hingabe und echter Begeisterung tut. Wie die Hutmacher früher braucht sie Wasser, Hitze, Druck, eine Holzform und teilweise auch Kraft, um aus traditionellen Materialien einen Hut zu formen. Die Materialien bezieht sie vornehmlich von deutschen Firmen, aber auch aus Frankreich, Spanien, Portugal oder Polen. Die Modistin fertigt nicht nur neue Hüte. Sie bringt auch alte wieder auf Vordermann, so z.B. die Heroldshüte des Musikzugs. Tina Tischner ist mit der Kundennachfrage sehr zufrieden. „Die hat meine Erwartungen übertroffen!“ Frauen und Männer jeglichen Alters finden sich ein. Überraschend ist, dass die Nachfrage im Sommer größer ist als im Winter. Tina Tischner: „Da spüren wir den Klimawandel! Wegen der Sonne wird im Sommer mehr gekauft.“ Dass Hüte schon immer gebraucht und wohl auch in Zukunft gebraucht werden, lehrt ein uraltes Kinderlied aus dem 19. Jahrhundert. Schließlich ging „Hänschen klein“ mit „Stock und Hut in die weite Welt hinein“.
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