Es begann im „Bunker“ – 60 Jahre TTC Kolping

Hirschau (Bericht von Werner Schulz)  Der TTC Kolping feiert heuer sein 60-jähriges Bestehen. Seine Geschichte begann eigentlich schon 1963 – im „Bunker“ des katholischen Jugendheims! Dort frönte eine Reihe von Jungkolpingmitgliedern dem Tischtennisspiel.

1964 beschlossen die Burschen, einen Verein zu gründen. Beim TuS stieß man auf keine Gegenliebe. So entschieden sich Walter Widder, Xaver Böller, Thomas Dorfner, Heiner Fleischmann, Wolfgang Hamert, Hartwig Langhammer, Fritz Legien, Reinhard Nagel, Heinrich Schuster und Edwin Steinl zur Gründung des TTC Kolping. Walter Widder übernahm den Vorsitz. Er behielt ihn 38 Jahre bis 2001. Die Kolpingfamilie unterstützte ihre Sportler nach Kräften. In marineblauen Sporthemden und schwarzen Hosen begann man am Spielbetrieb im Tischtenniskreis Amberg-Schwandorf teilzunehmen. Spiellokal war die Bühne im alten Josefshaus. Die ersten Wettkämpfe bestritt man auf von Walter Widder gestrichenen Holzbrücken und Spanplatten. Nach einigen Jahren genehmigte die Stadt die Nutzung eines Raumes im alten Schulhaus. Dort herrschten einfachste Bedingungen. Keine Umkleideräume, keine Toiletten, nur ein „Plumpsklo“! Im Winter zierten Eisblumen die Fenster trotz der Bemühungen von Gerätewart Siggi Kunze. Damals hatte der Verein mehr Mädchen/Damen als Jungen/Herren. In der 1. Damenmannschaft spielten Luzia Rösch, Jutta Nitz, Lisa Birner und Gabi Gerlach, in der 1. Mädchenmannschaft Martina Krös, Silvia Waldhauser, Theresa und Elisabeth Brinster. 1970 zog man in die Schulturnhalle um. Nach dem Kauf richtiger Tische wurden erstmals eine Stadt- und eine Kreismeisterschaft durchgeführt. Wolfgang Hamert und Luzia Rösch waren die ersten Stadtmeister. In der 1. Herrenmannschaft spielten Manfred Gebhard, Heiner Baierl, Toni Schinabeck, Wolfgang Hamert, Xaver Böller und Walter Widder. Der Jugendbereich bekam unter Leitung von Xaver Böller Auftrieb. Zur Mannschaft gehörten Robert Dotzler, Erich Luber, Hans Fleischmann, Konrad Weigert und Walter Fleischmann. Von 1979 bis 1986 machte das Mädchen-Team mit Claudia und Beate Waldhauser, Silvia Gleich und Susanne Krammer den TTC Kolping bayernweit bekannt. 1984 startete beim 20-Jährigen u.a. die deutsche Nationalmannschaft der Rollstuhlfahrer. In den 90er Jahren wurde das Jungenteam mit Philipp Amann, Johannes Birner, Thomas Stadler und Sebastian Weih Bezirksmeister. Da bei den Damen wenig los war, spielte Barbara Sommerer bei den Herren. 1991 richtete man ein Vierländer-Jugendturnier aus, 1999 die Süddeutsche Schülermannschaftsmeisterschaft. 2001 trat Oskar Stark die Nachfolge von Walter Widder an, der zum Ehrenvorsitzenden ernannt wurde. 2003 belohnte der BTTV Widders Arbeit als Bezirksjugendwart mit dem „Michael-Esterl-Preis“. Hans Fleischmann übernahm 2003 den Vorsitz. Er trat 2007 auch Widders Nachfolge im Bezirksjugendausschuss an. Ab 2010 erzielte der von Franz Böhm trainierte Nachwuchs große Erfolge, besonders die Brüder Elias und Jonas Grünwald. Mit ihnen spielte die Jungenmannschaft 2012/2013 in der Bayernliga. Elias Grünwald schaffte es unter die Top 48 in Deutschland. 2012 erreichten die Grünwald-Brüder, Noah Scheler und Benjamin Bothner den 1. Platz bei der Bezirks-Schülermannschaftsmeisterschaft. Die Stadt Hirschau belohnte dies mit dem Eintrag ins Goldene Buch. 2014 absolvierte Xaver Böller als erster Aktiver sein 1000. Spiel im TTC-Trikot. Mittlerweile gilt dies auch für Robert Dotzler, Josef Lang und Hans Fleischmann.

Tradition haben beim TTC Kolping die jährlichen MINI-Meisterschaften. Zum 50-Jährigen gingen 15 Kinder an den Start. Alle qualifizierten sich für den Kreisentscheid in Illschwang. Jonathan Kern und Leonhard Heldmann schafften es 2018 und 2019 vom Mini-Orts- bis zum Verbandsentscheid. Gleiches gelang heuer Taem Hamad. Seit der Saison 2018/19 errang die 1. Jugendmannschaft mehrere Meistertitel im Bezirk und schaffte den Aufstieg in die Landesliga. Die Stadt Hirschau belohnte dies 2022 mit der Wahl zur Mannschaft des Jahres. Ein Highlight war im November 2022 der erste Grundschultag im Bezirk Oberpfalz-Nord mit über 100 Kindern. Danach kamen bis zu 20 Kinder zum Jugendtraining. Mit dem Aufstieg in die Bezirksliga Süd hat die 1. Herrenmannschaft in der Relegation der Saison 2022/23 als Sechserteam ein Ausrufezeichen gesetzt, in der Saison 2023/24 dort als Vierermannschaft einen starken 4. Platz erreicht.

Walter Widder lag auch das Gesellige am Herzen. Er begründete die Preisschafkopf- und Zeltlagertradition. Letztere ist seit Corona unterbrochen. Zum Vereinslebens gehörten viele Jahre Freundschafstreffen. Man fuhr ab 1974 zum Weinturnier nach Dirmstein in der Pfalz oder Leidersbach im Spessart. Noch zu DDR-Zeiten nahm man an geselligen Pokaltreffen in Eibenstock oder im sächsischen Ottendorf teil. Der Freundschaft zum TTC Kolping Dirmstein entsprang die Idee, in Hirschau ein Weinfest abzuhalten. 1976 veranstaltete man im Schloss einen Pfälzer Weinabend. Luzia Müller (heute verh. Freitag) wurde zur ersten Hirschauer Weinkönigin gewählt, Franziska Haberl und Luise Reif zu Weinprinzessinnen. Ab 2003 gab es nur mehr eine Weinkönigin. Die 33. und bislang letzte war 2009 Daniela Fischer. Mangels Interesse der Bevölkerung befindet sich das Weinfest seit 2010 „in der Warteschleife“. Das Weinfest-Aus war auch das (vorläufige) Ende des Wein-Pokal-Turniers, das man ab 1980 durchführte.

Walter Widder war der Initiator und 22 Jahre lang der Organisator des Jura-Gartenfestes zugunsten der Lebenshilfe Amberg. 2019 fand es unter Leitung von Uli Günter zum 30. und letzten Mal statt. Der Tod des Gründungs- und Ehrenvorsitzenden Walter Widder am 17. April 2017 stellte eine Zäsur dar. Im zu Ehren veranstaltet der TTC ein Walter-Widder-Gedächtnisturnier für Seniorenmannschaften. Es soll eventuell auf die Jugend ausgeweitet werden. Mit Hans Fleischmann hat der Verein seit 19 Jahren einen engagierten Vorsitzenden und Garanten dafür, dass der TTC Kolping optimistisch in die Zukunft schauen kann.