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Nachricht vom 02.07.2024 Kirchen

Pfarrei feiert Patrozinium der Vierzehnnothelferkirche

Hirschau (Bericht von Werner Schulz)  â€žWenn man durch das untere Stadtthor … hinaus und dann nordwärts geht, gelangt man nach etwa 100 Schritten an den Fuß eines Hügels, auf dessen Scheitel eine Pappelallee führt und der mit der Kirche der heiligen Nothelfer gekrönt ist.“

So beschreibt Stadtpfarrer Johann Baptist Lautenschlager in seiner 1897 verfassten „Chronik der Stadt Hirschau“ die Lage der Vierzehnnothelferkirche, die alljährlich am 2. Juli, dem Fest Mariä Heimsuchung, ihr Patrozinium feiert wie die Amberger Mariahilfberg-Kirche. Dazu schreibt Pfarrer Lautenschlager: „Ehe die Wallfahrt zu Maria Hilf bei Amberg in Schwung kam und noch bei der ältesten Leute Gedenken wurde diese Kirche von auswärtigen Andächtigen zahlreich besucht, daher an derselben Hauptfeste Mariä Heimsuchung Beichtstühle im Freien aufgerichtet werden mussten. Die Predigt wurde an diesem Feste gleichfalls im Freien auf einer steinernen Kanzel gehalten, die außen an die nördliche Kirchenwand angebaut war.“

Die einstige Bedeutung als Wallfahrtskirche unterstreicht auch ein Bericht von Pfarrer Georg Xaver Kilian. Er schreibt am 2. Januar 1685 „… war große Andacht zu den hl. 14 Nothelfern, die Kommunikanten in diesem Jahr am Feste Mariä Heimsuchung beliefen sich auf 1400.“

Der älteste Beleg über die Existenz des Kirchleins ist eine Rechnung aus dem Jahr 1522, die im Staatsarchiv Amberg aufbewahrt wird. Auf dieser wird das Gotteshaus, wie auf einer weiteren aus dem Jahr 1529, als „Nothelferkapelle“ bezeichnet. Die Kirche ist also älter als der Friedhof, der 1585 von der Innenstadt auf die Berghöhe verlegt wurde.

Die im spätgotischen Stil erbaute Vierzehnnothelferkirche gilt weit über Hirschaus Grenzen hinaus als sakrales Kleinod. Diese Einschätzung verdankt sie vor allem ihrem Hochaltar. Er wird von Fachleuten als Meisterwerk der Akanthus-Schnitzerei eingestuft und von ihnen als einer der schönsten Akanthus-Altäre Bayerns bezeichnet. Gestiftet wurde der Altar von Johann Jakob Weinzierl, geschaffen und 1713 vollendet vom Amberger Bildhauer Johann Hirsch. Im Rankenwerk, das - einer Ikonostase vergleichbar - die gesamte Ostwand einnimmt, sind 18 Figuren: Die 14 Nothelfer in zwei Siebenergruppen, zusätzlich Maria als Patronin sowie die Heiligen Florian, Rochus und Sebastian. Pfarrer Joh. Gg. Dietrich sowie Bürgermeister und Rat baten um Erlaubnis, den Altar durch den Maler Joh. Albrecht Nickl „mit gutem Gold und Silber“ fassen zu dürfen. Die Seitenaltäre stammen aus der Zeit um 1700 und sind ebenfalls mit Akanthus-Schnitzwerken ausgestattet.

Auch die Anfang des 18. Jahrhunderts entstandene Emporenbrüstung mit den originalen Ölbildern der zwölf Apostel, Christus als Salvator sowie Maria und Paulus ist von besonderem Wert. Ein weiteres echtes Schmuckstück ist die noch im Original erhaltene, 1764 von Johann Conrad Funtsch aus Amberg erbaute Orgel. Sie zählt zu den bedeutendsten historischen Werken in der Oberpfalz. Leider sind nur mehr sechs der zehn Register original erhalten. Der optische Aufbau der Pfeifen zeigt die typische Funtsch-Handschrift: Einen überhöhten Mittelturm und abfallende Seitenfelder, die nach innen geschwungen sind. Solche Orgelwerke gibt es nur noch wenige.

Die Anfänge der Kirche reichen bis ins 15. Jahrhundert zurück, als in Hirschau die Pest wütete. Pfarrer Kilian klagt im Schreiben vom 2. Januar 1685: „Anlangend die Kapelle der hl. 14 Nothelfer, ist selbe allenthalben und sonderlich im Chor und Langhaus dermaßen baufällig, daß man darin schier nicht mehr sicher das heilige Meßopfer halten kann. Die Glocken mussten bereits vor vier Jahren wegen Baufälligkeit des Turmes abgenommen werden.“ Die Klagen des Pfarrers wurden offenkundig erhört. 1687 erhielt der Amberger Maurer Sebastian Neuner den Auftrag, diese zu sanieren und zu erweitern. Durch den Umbau wurde aus der Kapelle eine Kirche, die wohl damals konsekriert wurde. Seine heutige Gestalt hat das Gotteshaus Ende des 17. Jahrhunderts erhalten. Von einer im Freien errichteten Steinkanzel waren 1835 noch Bruchteile vorhanden. Der Kirchturm wurde 1884 erbaut – kann also heuer sein 140-Jähriges „feiern“.

Von der Inneneinrichtung wurde 1972 der hl. Eustachius gestohlen. Er ist nicht wieder aufgetaucht, ebenso die damals entwendeten Engelköpfe mit Blattwerken an den Türen und die an der Kanzel angebrachten Evangelisten sowie der lehrende Heiland. Die ursprünglich leeren Nischen im Altarraum wurden bei der von Stadtpfarrer Edwin Völkl initiierten Renovierung 1984 mit dem hl. Franz von Assisi und 1988 mit den Figuren der Mutter Theresia von Jesu Gerhardinger und der hl. Elisabeth, gestiftet vom Frauenbund, aufgefüllt. Im Jahr 2018 sorgte die Kolpingfamilie dafür, dass es die Besucher beim Knien bequemer haben. Sie finanzierte die Polsterung der Kniebänke.

Stadtpfarrer Johann Hofmann lädt die Pfarrangehörigen bereits am morgigen Dienstag um 18 Uhr in die Vierzehnnothelferkirche ein, um ihr Patrozinium mit einer hl. Messe zu feiern.

Bis ins 18. Jahrhundert war die auf einer Anhöhe östlich der Ehenfelder Straße an der Friedhof-Westseite stehende Vierzehnnothelferkirche eine viel besuchte Wallfahrtskirche, besonders an ihrem Patroziniumstag Mariä Heimsuchung (2. Juli). Der erste schriftliche Beleg über die Existenz des Kirchleins ist 500 Jahre alt und stammt aus dem Jahr 1522. - Foto von Werner SchulzFoto: Werner Schulz
Bis ins 18. Jahrhundert war die auf einer Anhöhe östlich der Ehenfelder Straße an der Friedhof-Westseite stehende Vierzehnnothelferkirche eine viel besuchte Wallfahrtskirche, besonders an ihrem Patroziniumstag Mariä Heimsuchung (2. Juli). Der erste schriftliche Beleg über die Existenz des Kirchleins ist 500 Jahre alt und stammt aus dem Jahr 1522.

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Foto: Werner Schulz
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