Hirschau (Bericht von Werner Schulz) Ein phantastisches Bühnenbild, ein turbulentes Stück voller Pointen, ein Schauspieler- und Musikensemble in Topform und ein lauer Sommerabend – all das sorgte für eine glanzvolle Premiere der Räuberkomödie „Das Wirtshaus im Spessart“.
Die ca. 350 Zuschauer, die Vorstand Ludwig Koller und Roland Fritsch begrüßten, feierten die Vorstellung mit stehendem Applaus. Beide verkündeten vor Beginn, dass zwei Tage vor der Premiere der Darsteller des Räubers Knoll, Erhard Ackermann, erkrankt ist. Fritsch übernahm die Rolle zusätzlich zu der als Bänkelsänger Parucchio. Singend und mit Geigerin Ulrike Straub tanzend stimmten er und der Chor mit der Ballade „von die schreckliche Räuber in die finstere Wald“ auf das Geschehen ein. Dorthin verirren sich Comtesse Franziska (Meike Birner), Baron von Sperling (Ludwig Hauer), Zofe Barbara (Magdalena Biehler) und Pfarrer Haug (Hans Fleischmann). Das Quartett wird vom Räuberduo Knoll (Roland Fritsch) und Funzel (Ida Hanft) ins Wirtshaus im Spessart gelockt. Dort treffen sie die Handwerksburschen Felix (Ludwig Koller) und Peter (Melina Merkl) und einige Räuber. Sie und ihr Korporal (Markus Dittrich) wollen Franziska als Geisel nehmen und von ihrem Vater Graf Sandau (Christian Gnan) 20 000 Gulden Lösegeld erpressen. Unbemerkt tauscht Franziska die Kleidung mit Felix. Sie entkommt im Beisein von Hauptmann Ferdinand (Maximilian Stein). Die falsche Franziska schreibt einen Brief an Graf Sandau, das Lösegeld zu bezahlen. Sie bleibt mit Barbara und dem Pfarrer in Gefangenschaft. In Burschenkleidung eilt Franziska zu ihrem Vater. Er will nicht zahlen, sondern zur Befreiung der Gefangenen Soldaten schicken. Franziska heuert beim Hauptmann an. Der merkt bald, dass sein Bursche eine Frau ist. Sie verlieben sich ineinander. Nach einigen Wirrungen, zu denen die Soldaten beitragen, bezahlt Sandau das Lösegeld. Sperling übergibt es in betrunkenem Zustand an Knoll und Funzel. Ferdinand outet sich Franziska als Sohn des Grafen von Ruppertsburg. Ihn hat Franziskas Vater einst um 20 000 Gulden betrogen. Die Soldaten mit ihrem Obristen (Saskia Krügelstein) sorgen im Schloss für Verwirrung, als sie den Hauptmann verhaften wollen. Es kommt zu einem doppelten Happy End. Baron Sperling und Franziskas Vater akzeptieren, dass sie Ferdinand heiraten will. Zur Heirat entschließen sich auch Felix und Barbara.
Regisseur Dieter Held hat bei der Auswahl der Darsteller ein glückliches Händchen. Roland Fritsch ist als hintersinniger Parucchio genauso glaubwürdig wie als listiger Räuber Knoll. Maximilian Stein spielt seine Rolle als Hauptmann und Liebender nicht nur, er lebt sie. Gleiches gilt für Meike Birner. Man nimmt ihr auch den „halbstarken“ Burschen ab. Einen Raunen geht durch die Zuschauerränge, als sie als Braut auftaucht. Ihr Bräutigam Baron Sperling läuft im betrunkenen Zustand zur Bestform auf. Ludwig Koller gefällt schon als Felix gut, noch mehr als „verschleierte“ Franziska. Magdalena Biehler mimt herzig seine Geliebte. Eine Augen- du Ohrenweide sind die Wutausbrüche von Christian Gnan als jähzorniger und geiziger Graf von Sandau. Pfarrer Hans Fleischmann reizt mit seinen Sprüchen das Publikum wiederholt zum Lachen. Eine Schau für sich sind Obrist Saskia und seine Soldaten Dieter Held, Hans Drexler, Franz Dolles und Alfred Naber. Mit ihren unbeholfenen Auftritten strapazierten sie die Lachmuskeln des Publikums. Einen wesentlichen Beitrag zum Erfolg des Stücks leisteten Ulrike Straub (Geige) und Iryna Hermann (E-Piano) und der Chor. Gemeinsam sorgten sie für eine anspruchsvolle musikalische Gestaltung. Nicht zu vergessen: Alfred Härtl sorgte einmal mehr perfekt dafür, dass die Darsteller ins rechte Licht gerückt wurden und stets gut zu verstehen waren.
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