Hirschau (Bericht von Gerhard Fleischmann) Die eiserne Hochzeit ist in der heutigen Zeit ein eher seltener Festtag. 65 Ehejahre muss man im wahrsten Sinn des Wortes eisern zusammenhalten, auch Kompromisse schließen und dem Partner Freiräume lassen. Das Hirschauer Unternehmerpaar Gertrud und Klaus Conrad konnte diesen Festtag vor kurzem feiern. Hirschaus 1.Bürgermeister Hermann Falk war es ein Anliegen die Glückwünsche an das Jubelpaar, dem Hirschau so viel zu verdanken hat, persönlich zu überbringen
Klaus Conrad, geboren in Berlin, kam eigentlich durch Zufall als Neunjähriger in die Oberpfalz. Ein Nachbar hatte Bekannte in der Kaolinstadt. Der gab Klaus Vater Werner den Rat die Kinder in der schlimmen Zeit aufs Land zu schicken. In Berlin war kurz vor Kriegsende die Not riesig, der Winter bitterkalt. Menschen erfroren die es gab kaum mehr Bäume, alle waren verheizt, erinnert sich Klaus Conrad. In Baracken in der Sudentenstraße fand die Familie die erste Unterkunft, ehe man zwei Wochen später zum Epp-Schreiner in die Hauptstraße umsiedeln konnte. Vater Werner wollte erst mal schauen wie es weitergeht und blieb in Berlin. Die Stadt wurde nach Kriegsende in Sektoren geteilt, Werner Conrad schon in Berlin im Handel tätig, zog einen Schlussstrich, sah im Ostsektor keine Zukunft und folgte der Familie nach Hirschau. Hier gründete er die Firma Conrad, die Klaus Conrad nach dem Tod seines Vaters 1976 sehr erfolgreich weiter führte und daraus eine Firma die weltweit tätig ist machte. Die letzten Kriegstage erlebte Klaus Conrad in Hirschau, wo er erstmals auf einen Farbigen traf. Als ihm der, aus dem Panzer gestiegen Schokolade und Cola, was damals noch kaum einer kannte, gab war die anfängliche Angst verflogen.
Gertrud Conrad, eine geborene Weidenerin, stammt aus einem Baugeschäft, was sich als Glücksfall herausstellen sollte. Gertrud gab ihren Berufswunsch die „Modeschule“ zu besuchen, trotz Talent und hervorragender Zeugnisse als Schneiderin auf, ihr Vater hatte sie lieber in der eigenen Firma.
Gertrud und Klaus waren beide begeistert vom Reitsport und lernten sich so auf Turnieren in ganz Bayern ab 1957 kennen und lieben. Gertrud war sowohl als Spring- als auch Dressurreiterin aktiv, Klaus hielt es mit dem Springreiten. Lange Jahre hatten die Conrads eigene Pferde. Als Klaus beim Vater um Gertruds Hand anhielt, ließ der mich ganz schön zappeln, erinnert sich Klaus an die Frage des Schwiegervaters, ob er denn überhaupt die Familie ernähren könne. Diese Thematik ist inzwischen mehr als eindeutig beantwortet.
Das Wohnhaus der Familie, das die Eheleute heute noch bewohnen errichtete der Schwiegervater. Der Baugrund kostete damals 6 DM pro qm. Gertrud Conrad erinnert sich, dass kurz nach dem Einzug eine Frau sich die Nase an einem Fenster des neuen Hauses plattdrückte und arglos meinte „Ich will blos mal schauen“. Auf Rückfrage Conrads was die Frau denn sagen würde, wenn sie das auch bei ihr machte, kam spontan „Geht nicht, ich wohne im zweiten Stock, zurück.
Sicher war sich Gertrud, dass Klaus der „Richtige“ ist, war wohl spätestens ab dem Zeitpunkt als sie mit Klaus Auto einen Unfall gebaut hatte. Sowohl ihr späterer Mann als auch ihr Vater ohne Vorwurf kommentierten: „Gott sei Dank ist dir nichts passiert!“ Ende 1959 heiratete das Paar, zuerst standesamtlich im Hirschauer Rathaus, kirchlich eine Woche später festlich mit zahlreichen Gästen in der evangelischen Kirche in Berchtesgaden. Gertruds Vater hatte als Überraschung in Salzburg eine Kutsche besorgt und aus Weiden Gertruds Pferd bringen lassen.
Den Eheleuten wurden 5 Kinder geschenkt, Sohn Werner leitet inzwischen Conrad Elektronik. Gertrud Conrads Schwerpunkt lag lange in der Sorge und Erziehung der Kinder. Alle haben ihren Weg gemacht, halten Kontakt auch wenn sie zum Teil weiter weg wohnen, sind die Eheleute stolz. Auch in die Vielzahl der laufenden sozialen Projekte ist die gesamte Familie eingebunden, ergänzt Klaus Conrad.
Mit der Firma war Klaus ja auch sowas wie verheiratet, so seine Frau. Das Handelsgen hat Klaus Conrad offensichtlich im Blut, wie einige Anekdoten erkennen lassen. Schon in der Schule verkaufte er Mitschülern, die ihre Stifte oder etwa Radiergummi vergessen hatten Ersatz. Die Uhr der Mutter wurde gegen Epa und Süßigkeiten der Besatzer eingetauscht. Dass er das Schifferklavier, auf dem Klaus eigentlich spielen hätte lernen sollen, verhökert war fiel zu Weihnachten auf und blieb wie der Uhrentausch nicht ohne Strafe.
Neben der Liebe, halten das Paar auch seine gemeinsamen Hobbies Reiten und Golf zusammen. Nur für die Jagd kann ich mich nicht erwärmen, so Gertrud Conrad.
Hirschau bezeichnen die Eheleute als ihre Heimat, Wir haben die gesamte positive Nachkriegsentwicklung der Stadt miterlebt, und durften auch mitgestalten, so Klaus Conrad. Davon zeugen nicht nur die vielen fördernden Spuren der Familie in der Stadt. Sei es die das Haus Conrad, angegliedert ans Altenheim, der Stadtbrunnen, der Waldkindergarten, die Sportförderung und vieles mehr. Inzwischen wurde beiden Eheleute neben vielen weiteren, auch überregionalen Auszeichnungen, die Ehrenbürgerwürde Hirschaus verliehen.
2001 gründeten sie die Klaus und Gertrud Conrad Stiftung. Deren helfende Hände sind weit über Hirschau in der ganzen Welt aktiv, bis nach Ghana, Sri Lanka, Nepal oder die Philippinen wie beide berichten. Besonders am Herzen liegt beiden das Wohlergehen der Senioren. Wir möchten etwas zurück geben vom dem was wir erreicht haben, sind sich beide einig.
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