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Nachricht vom 17.04.2025 Kirchen

Vor 300 Jahren erbaut - die Kalvarienberg-Kapelle, ein „Ort der Besinnung“

Hirschau (Bericht von Werner Schulz)  â€žEin Musterdenkmal der Volksfrömmigkeit!“ So bezeichnet Alfred Härtl in seinem 1999 erschienenen Buch „Orte der Besinnung“ die Kalvarienberg-Kapelle. Das denkmalgeschĂĽtzte Kirchlein wurde 1725 erbaut, hat also heuer 300. Geburtstag.

„Auf dem Hügel, welcher gerade in nördlicher Richtung dem Friedhofe gegenüber liegt, befindet sich ein von Linden umschattetes, kleine kapellenartiges Gebäude, das Grab Jesu darstellend, daher Gruft genannt.“ So beschreibt Stadtpfarrer Johann Baptist Lautenschlager in seiner 1897 erschienenen Stadtchronik das sakrale Kleinod, das heute im Besitz der Stadt Hirschau ist. Zu verdanken hat man die Kapelle dem bürgerlichen Hutmacher Georg Ulrich Sölch. Er hat das Kirchlein, das am Ende der 14 Kreuzwegstationen steht, einen Tag vor seinem Tod gestiftet. Laut Pfarrer Lautenschlager soll der Bau 300 Gulden gekostet haben.

Die Kapelle und ihr Turm sind mit einem Kupferdach eingedeckt. Der Eingang zu der fensterlosen „Gruft“ ist nur 1,17 Meter hoch und 88 Zentimeter breit. „ Daher die Erwachsenen sich bücken müssen, wenn sie ihn passieren wollen“, heißt es in der Chronik. An der Stirnseite des Innenraums befindet sich ein aus Holz geschnitzter Leichnam. Er zeigt Jesus im Grab. Oberhalb ist - auf Holz gemalt – die schmerzhafte Gottesmutter zu sehen.

Früher, so schreibt Alfred Härtl, waren an den Wänden Votivbilder für Bitten, Gelübde und Danksagungen angebracht. Votive wurden als Bitt- oder Dankopfer meist in Form eines Gelübdes „Ex voto“ selbst angefertigt oder von jemandem in Auftrag gegeben. An diesen Zeichen der Volksfrömmigkeit sei das schlichte Vertrauen auf die Hilfe Marias in allen Nöten und Bedrängnissen des Lebens erkennbar. Überwiegend seien die Person des Bittstellers und der Votivanlass dargestellt oder genannt gewesen. In der Bevölkerung ist es wenig bekannt, dass die Kalvarienberg-Kapelle jeden Samstag und Sonntag sowie während der Kar- und Osterwoche geöffnet ist. Kurt Wehling kümmert sich seit Jahren darum.

Östlich der Kapelle steht eine barocke Kreuzigungsgruppe mit drei nahezu vier Meter hohen Holzkreuzen mit aus Blech geschnittenen, bemalten Figuren. Sie zeigen in der Mitte Jesus, links und rechts daneben die beiden Schächer. Die Kreuze sind mit einem Wetterschutz aus Blech versehen. Die Kreuzigungsgruppe wurde zuletzt 2002 restauriert. Unterhalb der Kreuze stehen drei aus Sandstein gefertigte Statuen: Die Schmerzensmutter Maria, die Heilige Maria Magdalena, Zeugin der Kreuzigung Jesu, und der Evangelist Johannes. Die drei Statuen standen bis zum Umbau der Stadtpfarrkirche im Jahr 1849 an der Südseite der Pfarrkirche.

Zur Kapelle und zur Kreuzigungsgruppe hinauf führt der Kreuzweg. Errichtet wurden die 14 Stationen Mitte des 17. Jahrhunderts. Die aus Stein gemauerten Stationen unterschiedlicher Größe zeigen den Weg Jesu von der Verurteilung durch Pontius Pilatus bis zur Kreuzigung und zur Grablegung. Die hinter Glas befindlichen Bilder hat Anna Butz, eine in Hirschau geborene und in Wien verheiratete Selchers Gattin im Jahr 1848 hierher gebracht.

Mitte der 1980-er Jahre wurden die Kreuzwegstationen, die Kapelle und die Kreuzigungsgruppe in monatelanger, liebevoller Arbeit restauriert. Auf Initiative von Malermeister Josef Grünwald wurden die Stationen gesäubert, ausgebessert und neu gestrichen, die Kapelle einer Generalsanierung unterzogen. Die Kosten und anfallenden Arbeiten übernahm das Malergeschäft Grünwald. Fliesenlegermeister Anton Luber verlegte am Eingang der Kapelle in ehrenamtlicher Arbeit neue Platten.

Da an der Kreuzigungsgruppe ebenfalls der Zahn der Zeit genagt hatte, wurde diese im Auftrag der Corpus-Christi-Bruderschaft restauriert und bemalt. Moos und permanente Feuchtigkeit hatten dem Holzkreuz und den Figuren im Laufe der Jahre stark zugesetzt. Nach kompletter Neufassung wurden die Figuren wurden wieder angebracht. Die Sandsteinstatuen wurden ebenfalls in die Restaurierung einbezogen.

Die denkmalgeschützte Kalvarienberg-Kapelle wurde 1725 vom Hutmacher Georg Ulrich Sölch einen Tag vor seinem Tod gestiftet. Ihr Bau soll 300 Gulden gekostet haben. Links vorne die 14. Kreuzwegstation „Der heilige Leichnam Jesu wird ins Grab gelegt“. - Foto von Alfred HärtlFoto: Alfred Härtl
Die denkmalgeschützte Kalvarienberg-Kapelle wurde 1725 vom Hutmacher Georg Ulrich Sölch einen Tag vor seinem Tod gestiftet. Ihr Bau soll 300 Gulden gekostet haben. Links vorne die 14. Kreuzwegstation „Der heilige Leichnam Jesu wird ins Grab gelegt“.

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Bilder / Fotos

Foto: Alfred Härtl
Foto: Helmut Pichl
Foto: Alfred Härtl