Schnaittenbach (Bericht von Werner Schulz) Er war ein Pionier der Oberpfälzer Volksmusik nicht nur in und um Schnaittenbach, sondern weit darüber hinaus – Michl Meißner. Vor 30 Jahren, am 7. Dezember 1995, verstarb er bei seiner Lieblingsbeschäftigung, dem Musizieren.
Geboren wurde Michl Meißner am 14. Juli 1912 auf dem Haidhof, der damals zur Gemeinde Weiher gehörte. Die Eltern Michl und Maria Meißner betrieben eine kleine Landwirtschaft. Bei ihnen wuchs er zusammen mit sechs Geschwistern auf. Schon früh entwickelte er großes Interesse am Musizieren. Als Achtjähriger erhielt er Unterricht im Zitherspiel von Zitherlehrer Hans Naber aus Hirschau. Er erlernte weitere Instrumente wie Harmonika, Gitarre, Geige, Mandoline, Flöte, Melodika, Hackbrett und Diatonische. 1925 verkaufte ein Händler aus Markneukirchen in der Gegend um Schnaittenbach Instrumente und suchte parallel dazu Ausbilder. Das bot Michl Meißner Gelegenheit, in den Ortschaften Instrumentalunterricht zu geben. 1930 beschloss er, seinen Lebensunterhalt als freiberuflicher Volksmusiklehrer und Musikant zu bestreiten. Er bildete sich in Amberg bei Zitherlehrer Jakob Steinbacher in Praxis und 1937 bei Studienrat Josef C. Böhm in Theorie weiter. Für die Musikstunden fuhr er zu den Schülern in die Privathäuser, bzw. kamen sie zu ihm ins Haus. Noch vor Beginn des 2. Weltkriegs gründete er 1940 mit seinem Bruder Josef und Willi Reiß das Meißner-Trio. Aus diesem entwickelte sich die „Schnaittenbacher Stubnmusi“, nachdem er 1961 seine Tochter Martha mit dem Hackbrett und 1968 Bruno Martin mit dem Kontrabass aufnahm. Bei der Stubnmusi spielte er bis zu seinem Tod mit. Von Mai 1940 bis Mai 1945 war er im Krieg, danach bis 1949 in Gefangenschaft in Jugoslawien. In diesen schwierigen Jahren blieb sein Leben nicht ohne Musik. Er spielte Querflöte in der 163. Regimentskapelle und musste als Gefangener den Aufsehern zu Festivitäten aufspielen. Dafür bekam er manchmal eine „Extra-Ration“. Diese teilte er oft mit einem Mitgefangenen, dem Hirschauer Arzt Dr. Georg Dausch, der ihm für diesen Kameradschaftsdienst sein Leben lang dankbar war.
Nach seiner Entlassung heiratete er am 3. Juni 1950 seine Frau Mathilde. Aus der Ehe gingen die Tochter Martha (1951) und Michael (1953) hervor. Beide unterrichtete er in Akkordeon, Flöte, Gitarre und Hackbrett. Martha durfte in der Schule mit ihrer Flöte vorspielen. Viele Klassenkameraden nahmen infolge ihrer tollen Darbietungen bei ihrem Papa Unterricht. In Nürnberg hatte er 1950 die Prüfung als Verbandsmusiklehrer abgelegt. Ab da brachte er vielen das Instrumentenspielen bei, gab mit seinen Schülern Konzerte und arrangierte Musikabende in Wirtshäusern. Er spielte beim Geiger in Schnaittenbach, beim „Gschrei“ in Hirschau und auf der Buchberghütte auf. Als Mitglied der Oberpfälzer Volksmusikfreunde (OVF) knüpfte er Kontakte zu Schulleitern über Schnaittenbach und Hirschau hinaus zu den Schulen in Freudenberg, Lintach, Freihung, Gebenbach und in Amberg. Er unterrichtete die Internatsschüler des musischen Gymnasiums und gab Kurse für Kinder und Erwachsene. Außerdem begann er, alte Oberpfälzer Stücke zu sammeln und aufzuschreiben. Da es kaum Notenmaterial gab, besuchte er alte Musikanten, u.a. Josef Janda, den letzten Wandermusikanten der Oberpfalz. Zum Erhalt der gesammelten Melodien bespielte er Schallplatten und veröffentlichte seine Aufzeichnungen in Notenheften. Ein Teil seiner Volksmusikstücke wurde durch Archivaufnahmen des BR konserviert. Musikanten über die Oberpfalz hinaus haben Meißners Stücke in ihr Repertoire aufgenommen und tragen sie in seinem Sinne weiter. Ab 1952 bildete er Gesangsgruppen aus. Die Schnoittnbecka Moila brachte er zur Rundfunkreife. Als freier BR-Mitarbeiter stellte er ab 1954 zusammen mit dem legendären „Kiem-Pauli“ Musik und Liedgut aus der Heimatregion vor.
In der Öffentlichkeit weniger bekannt ist, dass Michl Meißner auch ein begeisterter Sportler, insbesondere Radfahrer war. Sein Rennrad „erbte“ er von seinem älteren Bruder, der nach Amerika auswanderte. Mit diesem radelte er nicht nur täglich durch die heimatliche Gegend, sondern nahm auch an kleinen Radrennen teil.
Seine herausragenden Leistungen würdigte der Oberpfälzer Volksliedkreis mit der Verleihung der goldenen Ehrennadel, der Heimat- und Trachtenverein mit der „Buchberg-Silberdistel“. Da er den Grundstein dafür legte, dass sich Schnaittenbach die „Stadt der Volkstumspflege“ nennen darf, zeichnete ihn die Stadt 1977 mit der silbernen Bürgermedaille aus. Die Oberpfälzer Musikfreunde ernannten ihn 1992 zum Ehrenmitglied. Zu seinem 80. Geburtstag erhielt er die Ehrenmedaille des Landkreises in Gold.
Am 7. Dezember 1995 fuhr Michl Meißner mit seinem Zitherfreund Willibald Reiß zur Geburtstagsfeier des Rais Scharl. Seine musikalischen Geburtstagswünsche beendete er mit „Schön ist die Jugend“ und setzte noch die „Roatbühler Polka“ drauf. Mit dem letzten Ton erlitt er einen Herzinfarkt. Er sank auf seine Zither. Die Gäste meinten, er verbeuge sich. Nach der ärztlichen Versorgung vor Ort verstarb Michl Meißner im Amberger Krankenhaus.
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